Osterwoche hin oder her, die Kinostarts erweisen sich nicht nur wegen des bereits am Mittwoch gestarteten Blockbusters „Fast & Furious 8“ als überwiegend weltlich orientiert. Aber es gibt unter ihnen auch Filme, die christliche Themen behandeln oder zumindest streifen.
Im Dokumentarfilm „Erbarme Dich – Die Matthäus-Passion“ erzählen zeitgenössische Künstler, wie tief sie dieses traditionell am Karfreitag aufgeführte Oratorium von Johann Sebastian Bach berührt. In dem Drama „40 Tage in der Wüste“ spielt Ewan McGregor die Rolle Jesu, der laut Bibel zum Fasten in die Wüste ging. Dort muss er sich teuflischen Versuchungen stellen, vor allem aber schaut McGregor ausdauernd in die Ferne oder in sich hinein.
Die Bibel spielt auch in „The Birth of a Nation“ eine Rolle. Denn die historische Figur Nat Turner führte nicht nur einen Sklavenaufstand in Virginia im Jahr 1831 an, sondern flößte seinen Leidensgenossen auch als Prediger Kampfgeist und Mut ein. Aber der Regisseur Nate Parker zieht längst mehr Aufmerksamkeit auf sich als der Film. Sein Name wird im Zusammenhang mit der Vergewaltigung einer Frau in seiner Studentenzeit genannt. Parker wurde damals angeklagt, aber beim Prozess freigesprochen, im Gegensatz zu seinem Freund, mit dem er nun das Drehbuch zu diesem Film schrieb. Im Zentrum des spannenden Dramas „Verleugnung“ steht der Gerichtsprozess, mit dem der Holocaustleugner David Irving seinen fachlichen Ruf retten wollte.
In dieser Woche starten auch zwei Rentnerkomödien, in denen die Senioren munter vom Abstellgleis zurück ins Leben springen. Die betagten Darsteller Michael Caine, Morgan Freeman und Alan Arkin mimen in der Schmunzelkomödie „Abgang mit Stil“ drei Freunde, die eine Bank überfallen. Mehr Pep hat da schon ihre Schauspielkollegin Shirley MacLaine in „Zu guter Letzt“.
The Birth of a Nation
Regie: Nate Parker, Verleih: Twentieth Century Fox
Schon als Kind brachte sich der Sklavensohn Nat auf der Plantage der Turners in Virginia das Lesen bei. Die Frau des Plantagenbesitzers ließ ihn die Bibel lesen und der erwachsene Nat (Nate Parker) macht sich nun unter den Sklaven als Prediger einen Namen. Mit dem Sklavenhalter Samuel Turner (Armie Hammer), der die Plantage seit dem Tod seines Vaters führt, verbindet ihn ein nahezu entspanntes Verhältnis. Das ändert sich jedoch bald. Nats Frau Cherry (Aja Naomi King) wird von Weißen fast zu Tode gequält und er selbst wird gezwungen, auf Plantagen in der Nachbarschaft die gepeinigten Sklaven mit Bibelworten zu besänftigen.
Nate Parker widmet sich mit diesem Drama einer wenig bekannten historischen Person. Nat Turners blutiger Sklavenaufstand von 1831 half den geistigen Boden für den 30 Jahre später beginnenden Sezessionskrieg vorzubereiten. Die ziemlich konventionelle Inszenierung gestattet ihrem Helden zumindest im ersten Teil auch freudige und glückliche Erlebnisse, obwohl er Sklave ist. Das sorgt für spannende emotionale Kontraste und verleiht Turners Bewusstseinswandel eine größere Fallhöhe. Der Film erinnert auch daran, wie sehr die Sklaven im christlichen Glauben Trost und Halt suchten. Turner predigt mit einem Zungenschlag, der den Absichten der Sklavenhalter zuwiderläuft und entreißt die Bibel ihrer Interpretationshoheit.
Verleugnung
Regie: Mick Jackson, Verleih: Universum Film
Im Jahr 2000 kommt es in London zu einem denkwürdigen Prozess. Der britische Autor David Irving (Timothy Spall) hat die amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt (Rachel Weisz) wegen Verleumdung verklagt. Er will sich nicht als Holocaustleugner beschimpfen lassen. Vielmehr betrachtet er es als legitim, die geschichtliche Wahrheit des Holocaust anzuzweifeln. Anders als in Amerika muss bei Verleumdungsklagen nicht der Ankläger beweisen, dass er im Recht ist, sondern der Angeklagte. Nun sollen Lipstadts Anwälte (Tom Wilkinson, Andrew Scott) also beweisen, was Irving infrage stellt: Dass Hitler den Befehl zur Judenvernichtung gegeben hat und dass in Auschwitz Massenmord in Gaskammern verübt wurde.
Regisseur Mick Jackson erzählt diese Geschichte sehr stark an den Fakten des Gerichtsprozesses orientiert. Die akribische Arbeit der Anwälte, die eine Strategie ausklügeln und sich in Details vertiefen, entpuppt sich wider Erwarten als spannend. Mit diesem sachlichen Ernst erinnert der Film ein wenig an „Spotlight“. Rachel Weiszs Rolle läuft den Genre-Erwartungen auf interessante Weise zuwider, denn Deborah Lipstadt wird auf Weisung ihrer Anwälte nicht vor Gericht aussagen. Der sehenswerte Film demonstriert auch sehr eindrucksvoll, warum Irving es seinen Gegnern so schwer machen konnte, ihn zu widerlegen.
Zu guter Letzt
Regie: Mark Pellington, Verleih: Tobis Film
Harriet Lauler (Shirley MacLaine) hat die Freude am Leben verloren. Längst hat sie mit ihrer dominanten Besserwisserei alle Menschen um sich vergrault. Und zu tun hat die wohlhabende Seniorin, die früher eine erfolgreiche Geschäftsfrau war, auch nichts mehr. Aber dann stürzt sie sich doch mit Feuereifer in ein neues Projekt. Die Zeitungsjournalistin Anne Sherman (Amanda Seyfried) soll ihr schon mal einen wunderschönen Nachruf verfassen, der genau ihren Vorstellungen entspricht. Und damit er nicht gelogen ist, muss sich Harriet, die kopfschüttelnde Anne im Schlepptau, alten Problemen und neuen Herausforderungen stellen.
Diese Wiedersehen mit der Hollywoodikone Shirley MacLaine lebt ganz von ihrer beschwingten Energie und Leinwandpräsenz. Sie entfacht in dieser Rolle sogar das Feuer der Rock’n’Roll-Ära neu, weil Harriet über eine umfangreiche Plattensammlung verfügt. So knüpft der Film an die alte Affinität MacLaines für Musik und Tanz an. Die Schauspielerin ist geradezu prädestiniert dafür, das Image der ruhebedürftigen Alten mit Elan vom Tisch zu fegen.
Bianka Piringer
Foto-Copyright: Twentieth Century Fox, Square One/Universum, Tobis Film