Die Kinostarts dieser Woche werden angeführt von der Disney-Realverfilmung „Die Schöne und das Biest“ mit Emma Watson. Und der rührige Schwede Allan Karlsson ist ein Jahr älter geworden und stattet in der Fortsetzungskomödie „Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand“ seinem Altenheim einen Besuch ab. Aber wirklich nur einen kurzen, denn die Welt wartet nur auf Abenteuerlustige wie ihn. Außerdem sind in dieser Woche auch das Animationsfilm- und das Dokumentarfilmsegment stark vertreten. Sicherlich sehenswert ist „Die rote Schildkröte“, die oscarnominierte Produktion des Ghibli-Studios, die ohne Dialoge auskommt. Der deutsche Animationsfilm „Die Häschenschule – Jagd nach dem goldenen Ei“ nimmt sich eines klassischen Kinderbuchs an und versucht, es ziemlich aufdringlich aufzupeppen.
Der Dokumentarfilm „Die letzten Männer von Aleppo“ über den Syrienkrieg gewann auf dem Sundance Film Festival dieses Jahres den großen Preis der Jury. Und der Dokumentarfilm „Pawlenski – Der Mensch und die Macht“ von Irene Langemann porträtiert einen russischen Aktionskünstler, der sich und seinen Körper radikal in den Dienst des politischen Protests stellt. Nach einer Gefängnisstrafe, die ihn nicht umkrempeln konnte, folgten Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung und Körperverletzung, so dass Pawlenski mit seiner Familie inzwischen in Frankreich Asyl beantragt hat.
Die Schöne und das Biest
Regie: Bill Condon, Verleih: The Walt Disney Company
Belle (Emma Watson) lebt mit ihrem Vater Maurice (Kevin Kline) in einem französischen Dorf. Der Vater verirrt sich auf das Schloss eines gehörnten Biests (Dan Stevens), das ihn gefangen nimmt. Belle bewirkt seine Freilassung, indem sie sich als Gefangene an seiner Stelle anbietet. Zu ihrem Erstaunen sprechen die Uhr, der Kerzenleuchter, die Teekanne und andere Gegenstände im Schloss, denn sie sind verzauberte Menschen. Und das Biest selbst, das Männerkleidung trägt, spricht natürlich ebenfalls, denn es ist ein verzauberter Prinz. Erst, wenn sich eine Frau in den Furchteinflößenden verliebt, wird der böse Fluch gebrochen.
Auf den Animationsfilm von 1991 lässt Disney nun eine Realverfilmung der auf einem französischen Märchen basierenden Geschichte folgen. Emma Watson singt tapfer und schwingt mit dem riesigen Bock-Biest das Tanzbein, ohne sich ihre natürliche Ausstrahlung nehmen zu lassen. Dadurch wirkt diese Film-Belle etwas geerdeter, als die traditionell liebreizenden Jungfrauen der Märchenwelt. Auch das Biest besitzt Charme und unwiderstehlich sanfte Augen, während die singenden Gegenstände eher Geschmackssache sind. Diese animierten Darbietungen nehmen auch viel Raum ein, so dass der rote Faden zwischendurch beinahe abhanden kommt. Da strahlt die französische Realfilmversion von 2014 mit Léa Seydoux schon wesentlich mehr Zauber und Romantik aus.
Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand
Regie: Felix Herngren, Måns Herngren, Verleih: Concorde Filmverleih
Ein Jahr ist es nun her, seit Allan Karlsson (Robert Gustafsson) aus seinem schwedischen Altenheim fortging, um bald darauf Multimillionär zu werden. Nun feiert er Geburtstag auf Bali, aber vom Geld ist nicht mehr viel übrig. Als er in seinen Habseligkeiten eine Flasche sowjetisches Volkssoda findet, kommt sein Partner Julius Jonsson (Iwar Wiklander) auf eine neue Geschäftsidee: Man müsste diese sensationell schmackhafte Limonade vermarkten, und wäre im Handumdrehen wieder Multimillionär! Allan erinnert sich dunkel, das Geheimrezept in seiner früheren Wohnung in Berlin versteckt zu haben. Also nichts wie hin. Wegen Komplikationen geht es aber zuerst nach Moskau und die Herren werden von Leuten verfolgt, die keinen Spaß verstehen.
Die Verfilmung des Romans „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson war 2014 ein großer Kinoerfolg. Der veranlasste den Regisseur Felix Herngren zu dieser Fortsetzung, die er ohne entsprechende Romanvorlage mit seinem Bruder inszenierte. Allan Karlsson hat altersbedingt Mühe, sich zu erinnern. Aber wenn das Gedächtnis mal wieder funktioniert, dann taucht der Film in die Ära des Kalten Krieges ein. Und zwar, als Breschnew der amerikanischen Popkultur Konkurrenz machen wollte und mit dem Volkssoda gegen Coca Cola antrat. Das stimmt zwar historisch nicht ganz, aber indem der Film Allan Karlsson Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen lässt, bietet er herrliche, nostalgische Komik im Stil von „Forrest Gump“. Auch macht es wieder Spaß, wie der Alte die jüngeren Gegner bei der Schatzsuche abhängt, ohne sich groß anzustrengen.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): The Walt Disney Company, Concorde Filmverleih