Zu den vielversprechendsten Filmen dieser Woche zählt sicherlich der Oscar-Gewinner „Moonlight“. Aber auch die Kinostarts des Action-Abenteuers „Kong: Skull Island“ und der österreichischen Tragikomödie „Wilde Maus“ dürften erfolgreich verlaufen. Der letztere Film ist das Regiedebüt des beliebten Kabarettisten und Schauspielers Josef Hader und lief auf der diesjährigen Berlinale im Wettbewerbsprogramm. Der schweizerische Regisseur Baran bo Odar präsentiert seinen ersten amerikanischen Film, „Sleepless: Eine tödliche Nacht“. Aber dieser in Las Vegas spielende Thriller mit Jamie Foxx fällt im Gegensatz zum vorigen Film des Regisseurs, „Who Am I – Kein System ist sicher“, sehr konventionell aus. Der sehenswerte Dokumentarfilm „Original Copy – Verrückt nach Kino“ stellt einen alten Kinopalast im indischen Mumbai vor. Dort laufen actionreiche Analogfilme aus den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts, für die ein Maler mit seinen Helfern die Plakate malt. Auch andere Mitarbeiter sind schon ein Berufsleben lang mit dem Kino verbunden.
Moonlight
Regie: Barry Jenkins, Verleih: DCM
Der neunjährige Afroamerikaner Chiron (Alex R. Hibbert) lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter (Naomie Harris) in einem Problemviertel von Miami. Der vernachlässigte, schüchterne Junge wird von anderen Kindern drangsaliert. Aber der Drogendealer Juan (Mahershala Ali) und seine Freundin kümmern sich liebevoll um ihn und bieten ihm eine Art Ersatzfamilie. Im Alter von 16 Jahren haben sich Chirons (Ashton Sanders) Probleme verschärft: Seine Mutter ist vom jahrelangen Drogenmissbrauch gezeichnet und er wird in der Schule heftig gemobbt. Mit dem Klassenkameraden Kevin hat Chiron ein schönes sexuelles Erlebnis, aber dann geben Hass und Gewalt seinem Leben eine neue Richtung. Als Mann in den Zwanzigern ist Chiron (Trevante Rhodes) selbst Drogendealer. Da erreicht ihn ein Anruf von Kevin, den er die ganzen Jahre nicht mehr gesehen hat.
Drei verschiedene Schauspieler stellen den Filmhelden dar, der an drei Stationen seiner Entwicklung porträtiert wird. Dabei zeigen prägnante Beispiele, wie schwierig das Leben des Kindes und des Jugendlichen ist. Die Umstände haben ihn fast verstummen lassen, aber dann gibt es diese Begegnungen, die ihm eine andere Qualität des Lebens offenbaren. Die Inszenierung ist immer ganz nahe bei Chiron, seinen Gefühlen und Sinneseindrücken. Dadurch wirkt der Film ungeheuer intensiv und auch zärtlich, traurig und tröstlich, gar optimistisch. Mit seinen sinnlichen Bildern gelingt es ihm hervorragend, der Realität neue, verblüffende Aspekte abzugewinnen.
Kong: Skull Island
Regie: Jordan Vogt-Roberts, Verleih: Warner Bros.
Im Jahr 1973, als der Vietnamkrieg zu Ende geht, wartet auf den Oberstleutnant Preston Packard (Samuel L. Jackson) eine neue Aufgabe. Er soll mit seinen Soldaten eine Gruppe von Entdeckern und Wissenschaftlern auf eine noch unerforschte Insel begleiten. Bill Randa (John Goodman) führt die Entdeckergruppe an, der sich auch die Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson) und der Söldner James Conrad (Tom Hiddleston) anschließen. Zum Entsetzen der Expedition wird die Insel von Kong, einem Riesengorilla, bewohnt, der gleich ein paar Hubschrauber aus der Luft holt. Und es warten noch weitere Überraschungen im Dschungel.
Dieses spektakuläre, flott inszenierte Actionabenteuer dient nicht nur dazu, einen angsteinflößenden King Kong zu präsentieren. Das gelingt zwar auch sehr gut, aber was der Film wirklich im Sinn hat, ist eine späte Verarbeitung des Vietnamkrieg-Traumas. Deshalb kriegt der militärische Hardliner Packard mächtig Gegenwind von anderen Landsleuten, die mehr Verständnis für den Dschungel und seine Bewohner aufbringen. Wer in solch fremdes Territorium eindringt, sollte nicht mit Napalmbomben und schwerem Geschütz hantieren. Auch musikalisch taucht der Film in die Ära der 1970er ein und macht sich diese alte Frische geschickt zunutze. Der spannende Film bietet starke Schauwerte und verknüpft die Botschaft des Wertewandels mit der Erinnerung an die glorreiche Rolle Amerikas im Zweiten Weltkrieg. Denn die Gruppe begegnet auf der Insel einem seinerzeit abgestürzten Piloten (John C. Reilly), der dort abgeschnitten von der Außenwelt lebt.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): DCM, Warner Bros.