Das kalte Aprilwetter könnte den Kinostarts der neuen Woche zugutekommen, die von Komödien bis zum Horrorfilm genremäßig breit gestreut sind. Viele Filme basieren zudem auf wahren Geschichten, was sie besonders interessant macht.
Sicherlich sehenswert ist Mira Nairs neuer Film „Queen of Katwe“. Darin geht es um eine junge Schachspielerin, die in einem Slum in Uganda aufwächst. „The Founder“ erzählt die Entstehungsgeschichte der Burger-Kette McDonald’s als gewitzt-grimmiges Lehrstück über den Kapitalismus. Ein Boxer steht im Mittelpunkt des Dramas „Bleed for This“. Um das Thema Culture-Clash dreht sich die französische Komödie „Ein Dorf sieht schwarz“, in der es einen afrikanischen Arzt in die französische Provinz verschlägt. Ebenfalls aus Frankreich kommt die Komödie „Alles unter Kontrolle“, in der zwei Polizisten einen abgelehnten Asylbewerber nach Afghanistan eskortieren wollen, aber mit ihm erst einmal auf Malta stranden.
„Stille Reserven“ spielt in einer albtraumhaften Zukunft, in der man die Menschen am Sterben hindert, um ihre Körper auszubeuten. Erwähnenswert erscheint außerdem noch der Horrorfilm „The Bye Bye Man“. Und wer wieder einmal Til Schweigers Tochter Emma im Kino sehen möchte, sollte sich den Fortsetzungsfilm „Conni und Co 2 – Das Geheimnis des T-Rex“ anschauen.
The Founder
Regie: John Lee Hancock, Verleih: Splendid Film
In den 1950er Jahren schlägt sich der Vertreter Ray Kroc (Michael Keaton) mehr schlecht als recht durch im Mittleren Westen. Das ändert sich, als er das Imbisslokal der Brüder Dick (Nick Offerman) und Mac McDonald (John Carroll Lynch) in Kalifornien besucht. Dort werden Burger in Wegwerfverpackung serviert, frisch vom Grill ohne jegliche Wartezeit. So etwas hat Kroc noch nie gesehen, aber er weiß sofort, dass es bald in jedem amerikanischen Kaff einen McDonald’s geben muss! Und er will dafür sorgen. Nur muss er erst die beiden widerwilligen Brüder überzeugen, ihn in ihrem Namen expandieren zu lassen. Die aber scheinen irgendwie zu ahnen, dass mit Kroc nicht zu spaßen ist, und sichern sich vertraglich eisern ab. Letztlich aber wird ihnen das nicht viel nützen.
Tempo und Witz regieren in dieser spannenden Geschichte eines gerissenen Aufsteigers. Michael Keaton spielt Ray Kroc, der mit dem McDonald’s-Franchise den späten Erfolg seines Berufslebens einfährt, brillant. Wenn Kroc dann vom harten Arbeiter, der es ehrlich meint, zum Raubtierkapitalisten mutiert, hat man als Zuschauer das Gefühl, gerade gegen ihn beim „Monopoly“-Spiel zu verlieren. So bietet die Inszenierung dieser wahren, mit viel Zeitkolorit erzählten Geschichte ein sehr gelungenes Kino-Erlebnis.
Stille Reserven
Regie: Valentin Hitz, Verleih: Camino Filmverleih
In der nahen Zukunft ist Wien ein grauer, freudloser Ort. Der Versicherungsvertreter Vincent Baumann (Clemens Schick) verkauft Todesversicherungen. Nur wer eine solche besitzt, hat die Sicherheit, in der Stunde seines Todes in Ruhe gelassen zu werden. Die anderen Körper schnappt sich der Machtapparat und hält sie gestapelt in Regalen künstlich in einem Komazustand, um sie noch finanziell auszubeuten. Vincent arbeitet wie seine Kollegen hocheffizient und gestattet sich keine Gefühle. Das wird schwierig, als er die Untergrundaktivistin Lisa (Lena Lauzemis) kennenlernt.
Regisseur Valentin Hitz hat für diese im Kern romantische Geschichte ein sehr komplexes Dystopie-Szenario ausgetüftelt. Dabei geht es ihm mit Themen wie der Überwachung und Selbstoptimierung der Menschen, dem wirtschaftlichen Kalkül, das alles andere überlagert, auch um Kritik an realen Entwicklungen. Die vielen Ideen der Geschichte sind visuell überzeugend umgesetzt. Und auch die beiden Hauptdarsteller beeindrucken.
Alles unter Kontrolle
Regie: Philippe de Chauveron, Verleih: Neue Visionen
Die beiden Pariser Polizisten José (Ary Abittan) und Guy (Cyril Lecomte) müssen wieder einmal einen Abschiebehäftling zurück in seine Heimat eskortieren. Umsonst klagt und zetert Karzaoui (Medi Sadoun), dass Afghanistan gar nicht seine Heimat ist, sondern dass er die Identität eines anderen angenommen hatte. Ein Zwischenstopp auf Malta eröffnet dem gewitzten Mann die Chance, José und Guy auszutricksen. Aber José, der kurz vor der Beförderung steht, will Karzaoui auf keinen Fall entkommen lassen.
Das Interessanteste an dieser Komödie ist der Name des Regisseurs, der zuvor den Hit „Monsieur Claude und seine Töchter“ inszenierte. Die Darsteller Ary Abittan und Medi Sadoun spielten darin zwei Schwiegersöhne des Titelcharakters. Hier aber mühen sie sich an einer Geschichte ab, deren Abenteuercharme unter ihrer Neigung zum Tölpelhaften und den plumpen Witzen doch spürbar leidet.
Bianka Piringer
Copyright der Fotos: Splendid Film, Camino Filmverleih, Neue Visionen Filmverleih