Gleich zwei Kinostarts dieser Woche können bestätigen, dass es Leben im Weltall gibt. Die unsterbliche Star-Wars-Saga hat nämlich wieder Zuwachs bekommen und für Kinder gibt es auf der Leinwand eine lustige Begegnung mit extraterrestrischem Leben.
Der Kinderfilm heißt „Luis & Die Aliens“ und ist für eine deutsche Produktion erstaunlich witzig geworden. Gut, es gab bei diesem gelungenen Animationsabenteuer auch luxemburgisch-dänische Koproduzenten. Ron Howard führte Regie beim Blockbuster „Solo: A Star Wars Story“. Alden Ehrenreich spielt den jungen Han Solo in diesem Abenteuer, das seine Vorgeschichte erzählt. Han Solo mag ein cooler Draufgänger sein, aber er muss aufpassen, dass ihm sein neuer Freund Chewbacca nicht die Show stiehlt.
Bei den anderen Spielfilmen ist Nachdenken über das Leben und das flüchtige Glück angesagt, oft auch jenseits der Worte. Das französische Drama „Ein Leben“ erzählt von einer einsamen Frau im frühen 19. Jahrhundert. In „Euphoria“ geht es um Sterbebegleitung und Sterbehilfe. Mit dem letzten, nicht besonders glücklichen Lebensabschnitt des Schriftstellers Oscar Wilde befasst sich „The Happy Prince“. Im deutschen Drama „In den Gängen“ bildet ein Großmarkt für seine Mitarbeiter so etwas wie ein zweites Zuhause.
Unter den Dokumentarfilmen ragt der poetisch-kontemplative „Taste of Cement“ heraus. Er stellt Bildern der Zerstörung im syrischen Krieg den Alltag syrischer Arbeiter auf einer libanesischen Baustelle gegenüber.
In den Gängen
Regie: Thomas Stuber, Verleih: Zorro Film
Christian (Franz Rogowski) ist der neue Mitarbeiter im Großmarkt. Er soll Bruno (Peter Kurth) in der Getränkeabteilung helfen. Der schweigsame Christian kommt bei den Kollegen gut an, die aufmerksam registrieren, dass er sich in Marion (Sandra Hüller) verliebt. Denn statt Glück droht ihm Unglück und die Vernachlässigung seiner Arbeit.
Regisseur Thomas Stuber verfilmt die Kurzgeschichte von Clemens Meyer mit viel Sinn für poetische Ausdruckskraft. In den Gängen dieses riesigen Supermarkts bleiben die Gespräche der Kollegen kurz und flüchtig. Aber es entsteht dennoch eine verschworene Gemeinschaft heimatloser Seelen. Besonders beeindruckend ist das Spiel Franz Rogowskis, das keiner großen Worte bedarf.
Euphoria
Regie: Lisa Langseth, Verleih: Wild Bunch Germany
Das Leben hat die beiden Schwestern Ines (Alicia Vikander) und Emilie (Eva Green) einander entfremdet. Das Unglück ihrer Mutter trieb Ines aus dem Haus, sie machte in Amerika als Künstlerin Karriere. Emilie kümmerte sich um die Mutter bis zu ihrem Tod. Nun hat sie Ines zu einem Besuch nach Europa eingeladen und fährt mit ihr zu einem schlossartigen Resort irgendwo auf dem Land. Dort erst weiht sie Ines in ihr trauriges Geheimnis ein.
Das Drama, das die schwedische Regisseurin Lisa Langseth inszeniert hat, handelt nur vordergründig von den schwelenden Konflikten zweier Schwestern. Viel wichtiger, auch für die gesamte Atmosphäre des Films, ist das Thema der Sterbebegleitung. Wie kann ein Ort aussehen, der es Menschen ermöglicht, ihre letzten Tage so zu verbringen, wie sie das möchten? Das Resort im Wald mutet wie eine Utopie an, aber die friedliche Stimmung bereitet den Weg, um sich ernste Gedanken darüber zu machen, was im Leben wirklich zählt.
The Happy Prince
Regie: Rupert Everett, Verleih: Concorde Film
Der irische Schriftsteller Oscar Wilde (Rupert Everett) avancierte mit seinen Bühnenstücken zum Liebling der Londoner Society. Doch dann brachte ihm eine homosexuelle Verbindung eine Gefängnisstrafe ein. Nach der Entlassung geht Wilde 1897 ins französische Exil, unterstützt von seinen Freunden. Er denkt nur kurz daran, sich wieder mit seiner Frau Constance (Emily Watson) zu versöhnen, die ihn immer noch liebt. Und auch seinen treuen Freund Robbie (Edwin Thomas) stößt er vor den Kopf, indem er mit seinem früheren Lover Alfred (Colin Morgan) nach Italien reist.
Rupert Everett gibt als Regisseur und Hauptdarsteller alles, um Oscar Wilde ein bewegendes filmisches Denkmal zu setzen. Das gelingt ihm, weil er das Leid, das die letzten Lebensjahre des Schriftstellers überschattet, mit dessen Witz, Esprit und unbändiger Leidenschaft konterkariert. Leisetreterei ist einfach nicht Wildes Ding, auch nicht, als er längst überall wegen seiner Homosexualität geächtet und bedroht wird. Flatterhaft liebt er die Männer und das Leben. Eindrücklich schildert der Film, welchen Preis die bornierte Ära seinem Freiheitsdrang abverlangt.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Zorro Film (2), Wild Bunch Germany, Concorde Filmverleih