Befindet sich ein Blockbuster unter den Kinostarts, stehen die anderen Filme eher im Schatten der allgemeinen Aufmerksamkeit. Dem Sci-Fi-Spektakel „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ aus dem Hause Marvel dürfte sein junges, comicaffines Publikum sicher sein.
Und was gibt es für die anderen Alters- oder Interessengruppen in dieser Kinowoche zu sehen? „Maikäfer, flieg!“ erzählt auf Basis einer Buchvorlage von Christine Nöstlinger über eine Kindheit am Ende des Zweiten Weltkriegs. Das österreichische Jugenddrama „Siebzehn“ wird von der Kritik als Coming-of-Age-Film mit viel Gespür für dieses Lebensalter gelobt. Eine reifere Beziehung steht im Mittelpunkt des französischen Dramas „Die Schlösser aus Sand“.
In der deutschen Komödie „Happy Burnout“ verirrt sich ein von Wotan Wilke Möhring gespielter Alt-Punk ohne Burnout in eine Klinik für Burnout-Patienten, nun ja. Echter wird es beim Thema alte Punks schon in Jim Jarmuschs Dokumentarfilm „Gimme Danger“ über den soeben 70 gewordenen Iggy Pop und seine legendäre Band, The Stooges. Einen Blick verdienen kleinere Filme wie die schräge Komödie „Hey Bunny“ oder das Migrantendrama „Toro“, die beide in Deutschland spielen. Der Schriftsteller Jonathan Littell, der mit dem Holocaust-Roman „Die Wohlgesinnten“ von 2006 für Furore sorgte, hat den Dokumentarfilm „Wrong Elements“ über die Nachwehen des Bürgerkriegs in Uganda gedreht.
Wrong Elements
Regie: Jonathan Littell, Verleih: Neue Visionen
Geofrey, Nighty, Mike und Lapisa waren als Kinder von Joseph Konys Lord’s Resistance Army LRA entführt worden. Ende der 1980er Jahre gegründet, überzog die LRA den Norden Ugandas mit einem Bürgerkrieg. Die entführten jungen Mädchen wurden vergewaltigt, die Jungen mussten in den Dörfern Massaker verüben, wenn sie nicht selbst sterben wollten. Nun sind diese LRA-Mitglieder erwachsen. Eine Amnestie wurde erlassen, um ehemalige Rebellen-Soldaten wie sie in die Gesellschaft zu integrieren. Aber die Vergangenheit lässt die in diesem Film Porträtierten nicht so einfach los.
Wenn Geofrey und Mike in diesem Film vor der Kamera stehen, lachen und scherzen sie oft. Auf den ersten Blick sieht man ihnen die Traumatisierung nicht an. Aber in ihren Erzählungen lassen die Protagonisten die Vergangenheit allmählich wieder aufleben, die schrecklichen Dinge, die sie erlebt und die sie getan haben. Littell rührt mit dem Schicksal dieser Menschen, die nicht einfach in die Täter- oder Opferschublade passen, an grundsätzliche Fragen über Schuld und Sühne.
Hey Bunny
Regie: Barnaby Metschurat, Verleih: Hot Couple Film
In Berlin führt der Ex-Hacker Adam (Barnaby Metschurat) ein einsames und freudloses Dasein. Anders als seine Freundin, die in Afrika Entwicklungshilfe leistet, fehlt es ihm an Idealismus. Da bittet ihn ein alter Kumpel, die Sicherheitssoftware eines Forschungslabors zu aktualisieren. Aber da passiert ein Hackerangriff. Aus dem Labor verschwinden auch noch die Versuchskaninchen und Adam wird von der jungen Forscherin Helen (Lavinia Wilson) verdächtigt, der Täter zu sein. Er flüchtet ins Haus seines Vaters, wo auch seine beiden Brüder leben und zu seiner Überraschung gerade die vermissten Kaninchen aufgetaucht sind.
Die beiden Schauspieler Barnaby Metschurat und Lavinia Wilson haben diesen Spielfilm selbst finanziert. Die Unabhängigkeit von Fördergeldern lässt der filmemacherischen Fantasie freien Lauf. Menschen suchen in dieser Schmunzel-Geschichte nach dem Glück und die Versuchskaninchen sollen ihnen dabei den Weg weisen. Das tun sie auch, aber anders, als gedacht. Ein klassischer Spannungsbogen ist hier eher nicht zu erwarten, dafür aber ein bunter Strauß ziemlich skurriler Einfälle.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Neue Visionen Filmverleih, Hot Couple Film