Ein Horrorfilm dominiert die Kinostarts dieser Woche, und zwar einer, der schon jetzt in den USA als der erfolgreichste aller Zeiten gepriesen wird. Andrés Muschiettis „Es“ nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King wurde auch von der Kritik sehr positiv aufgenommen.
Der Film beschränkt sich auf den ersten Teil des Romans, eine zweite Verfilmung soll folgen. Nachdem in den 1980er Jahren ein Junge in der Kanalisation verschwindet, kommt sein Bruder einem geheimnisvollen Wesen auf die Schliche, das alle 27 Jahre einen mörderischen Feldzug führt. Dieses Es schickt oft den Clown Pennywise vor. Aber ein paar Kinder aus der Stadt, allesamt problembeladene Außenseiter, gründen den „Club der Verlierer“, der es mit dem Bösen aufnimmt. Der Clown sorgt dafür, dass sie alle mit ihren größten Ängsten konfrontiert werden. So wird der Horrorfilm auch zu einer dramatischen Coming-of-Age-Geschichte, die viel über die Nöte von Kindern und Jugendlichen aussagt. Sicherlich ist solch ein Stoff nicht nur für Stephen-King-Fans interessant, doch wie der Film geworden ist, muss jeder für sich selbst beurteilen.
Was gibt es also sonst noch in dieser Kinowoche? Aus dem überschaubaren Angebot ragt der deutsche Jugendfilm „Rock My Heart“ heraus. Darin geht es um ein herzkrankes Mädchen, das ein Rennpferd reiten will. Von einem siebenjährigen Jungen, der bei einer suchtkranken Mutter aufwächst, erzählt das österreichische Drama „Die beste aller Welten“. Für die Zielgruppe der Kinder gedacht ist der Animationsfilm „Cars 3 – Evolution“, dessen Held, das Rennauto Lightning McQueen, mit dem Altwerden konfrontiert wird.
Ein empfehlenswerter Dokumentarfilm ist „Mein Leben – Ein Tanz“, der die legendäre Flamencotänzerin La Chana porträtiert. Er vermittelt die Schönheit und leidenschaftliche Intensität ihrer Tanzkunst mit ansteckender Kraft. Der britische Regisseur Stephen Frears erzählt nach „Die Queen“ in „Victoria & Abdul“ wieder eine königliche Geschichte. Diesmal geht es um die alte Queen Victoria, die einen indischen Diener zu ihrem engsten Vertrauten macht.
Rock My Heart
Regie: Hanno Olderdissen, Verleih: Wild Bunch
Jana (Lena Klenke) ist 17 Jahre alt und hat bereits genug von ihrem Leben. Das ist nämlich von der Fürsorge ihrer Mutter und ständigen Krankenhausaufenthalten bestimmt. Janas Herzkrankheit wird tödlich enden, allein eine riskante Operation könnte das verhindern. Doch Jana will nicht. Sie begegnet einem ungezähmten schwarzen Hengst, in dem sie eine verwandte Seele entdeckt. Er gehört dem alten Pferdetrainer Paul Brenner (Dieter Hallervorden), dessen Reiterhof bis über beide Ohren verschuldet ist. Jana willigt ein, den Hengst auf einem Pferderennen zu reiten, bei dem ein hohes Preisgeld winkt. Ihre Herzkrankheit verschweigt sie Brenner lieber.
Regisseur Hanno Olderdissen gelingt ein wunderschön fotografiertes Jugenddrama, das nicht nur jungen Pferdenärrinnen gefallen könnte. Denn es funktioniert auch als Geschichte einer Rebellion gegen eine schier übermächtige Krankheit. Der Geist von Freiheit und riskantem Abenteuer sorgt für Stimmung und die schauspielerischen Leistungen von Dieter Hallervorden und Lena Klenke überzeugen.
Victoria & Abdul
Regie: Stephen Frears, Verleih: Universal Pictures
Der Inder Abdul Karim (Ali Fazal) kommt 1887 nach London, um der Queen Victoria (Judi Dench) ein Geschenk aus ihrer Kolonie zum 50. Thronjubiläum zu überreichen. Abdul erregt die Aufmerksamkeit der einsamen, des Regierens reichlich überdrüssigen Monarchin. Sie erklärt ihn erst zu ihrem persönlichen Diener, dann aber sogar zu ihrem Lehrer, denn Abdul bringt ihr eine indische Sprache bei. Victorias Verwandtschaft, die Politiker und das Dienstpersonal am Hof sind empört, weil dieser Fremde aus einer Kolonie die Königin auf Schritt und Tritt begleiten darf. Sie lassen den Moslem ihren Rassismus spüren.
Regisseur Stephen Frears nimmt sich einer wahren Geschichte an, denn diesen Abdul Karim hat es in Queen Victorias späten Jahren wirklich gegeben. Der britische Königshof aber legte nach ihrem Tod keinen Wert darauf, dass man sich an diesen Inder erinnerte und schickte ihn außerdem umgehend nach Hause. Der Kostümfilm verfügt über eine opulente Ausstattung und eine stilvolle Atmosphäre. Er nimmt aber auch den Dünkel des königlichen Hofstaats satirisch aufs Korn und bietet scharfe Kostproben britischen Humors. Judi Dench verleiht ihrer Rolle der alten Victoria eine anrührende Herzlichkeit und Verletzbarkeit.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Wild Bunch Germany, Universal Pictures