In dieser Woche leuchtet unter den Kinostarts ein Filmtitel viel heller als alle anderen. Es ist natürlich „Blade Runner 2049“, das mit Spannung erwartete Sequel zu Ridley Scotts Kultfilm „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982.
Und es sieht ganz danach aus, als habe Regisseur Denis Villeneuve, der mit „Arrival“ schon ein sicheres Händchen für Science Fiction bewies, seine Sache gut gemacht. Die ersten Kritiken zur Fortsetzung der Geschichte, in der Harrison Ford Jagd auf abtrünnige Replikanten machte, überschlagen sich förmlich vor Bewunderung. Viele attestieren Villeneuves Sequel schon jetzt einen Klassikerstatus. Scotts Originalfilm brauchte hingegen erst eine Weile, um seinen Ruhm zu entwickeln. Die Rezensionen loben die tiefgründigen Fragen über das Menschsein, die langsame Erzählweise, die trotzdem nie langweilig sei, die spektakulären Schauwerte (siehe das obige Titelbild). Die Filmemacher baten ausdrücklich darum, so wenig wie möglich über den Inhalt zu verraten. Das ist auch unnötig bei einem Film, den sich kaum ein Kinofan entgehen lassen wird.
Unter den Kinostarts sind auch ein paar Dokumentarfilme, etwa „Das grüne Gold“ über die Not der Bauern in Äthiopien, wo wertvolle Ackerflächen in großem Stil an ausländische Agrar-Investoren verpachtet werden. Außerdem erwähnenswert ist der erste Spielfilm der Brüder Joel und Ethan Coen aus dem Jahr 1984, „Blood Simple“, der als Wiederaufführung in die Kinos kommt. Es handelt sich um eine in 4k restaurierte Version des Director’s Cut. Darin leuchten die Neonfarben der texanischen Nächte, in denen dieser gewitzte Neo-Noir-Thriller seine Protagonisten an der Nase herumführt, besonders intensiv. Ebenfalls ein spannender Noir-Film ist „Die Nile Hilton Affäre“, der in Kairo am Vorabend der ägyptischen Revolution spielt. Der Spielfilm „Unter deutschen Betten“ ist für Leute, bei denen deutsche Komödien häufig allergische Reaktionen hervorrufen, nur bedingt geeignet.
Die Nile Hilton Affäre
Regie: Tarik Saleh, Verleih: Port au Prince Pictures
Im Januar 2011 ermittelt der Polizist Noredin (Fares Fares) im Kairoer Nile Hilton Hotel. Dort liegt eine tunesische Sängerin ermordet in einer Luxussuite. Die Spuren führen zu dem einflussreichen Unternehmer Hatem Shafiq (Ahmed Seleem). Doch der ist mit der Familie des Präsidenten Mubarak befreundet. Noredins Onkel, der Polizeichef, erklärt die Tat kurzerhand für Selbstmord und legt den Fall zu den Akten. Doch Noredin gibt nicht auf.
Dieser Polizist ist ein einsamer Wolf, der schweigsam am Steuer seines Wagens durch das Kairoer Verkehrschaos gleitet. In dieser Stadt sind Korruption und Drohgebärden an der Tagesordnung, also weiß auch Noredin, wie er sich ein paar Vorteile verschaffen kann. Aber es geht ihm mächtig gegen den Strich, dass er einen Mordfall nicht aufklären können soll, weil andere das nicht wollen. In düsteren, stimmungsvollen Bildern entfaltet sich eine starke Suspense-Spannung. Noredin interessiert sich nicht sonderlich für die Demonstranten auf den Straßen, die den Rücktritt Mubaraks fordern. Aber der Fall lässt ihn dennoch entdecken, wie dringend die Gesellschaft eine politische Zeitenwende benötigt.
Unter deutschen Betten
Regie: Jan Fehse, Verleih: Twentieth Century Fox
Die Schlagersängerin Linda Lehmann (Veronica Ferres) hatte in ihrer Jugend einen Hit und steht nun nach einem missglückten Comeback vor den Trümmern ihrer Existenz. Ihr Lebenspartner und Produzent Friedrich (Heiner Lauterbach) setzt die Luxusfrau vor die Tür und fährt mit einer jüngeren Frau in den Urlaub. Die mittellose Linda aber braucht den Zugang zum Musikstudio in Friedrichs Villa, um doch noch an einem Comeback zu arbeiten. Also schließt sie mit Friedrichs polnischer Putzfrau Justyna (Magdalena Boczarska), der sie im Streit die Hand verletzt hat, einen Deal. Sie geht für Justyna putzen und darf dann in Friedrichs Studio. Doch Justyna handelt sich eine Menge Ärger ein, denn Linda hat keine Ahnung vom Putzen.
Die Komödie basiert nur lose auf der Buchvorlage „Unter deutschen Betten: Eine polnische Putzfrau packt aus“, die ihr Autor unter dem Pseudonym Justyna Polanska veröffentlichte. Im Zentrum dieses Films steht nämlich Linda, die das gnadenlose Showbusiness als zu alt ausspucken will. Veronica Ferres spielt die verwöhnte Frau mit dem großen Herzen aber sehr sexy. Dabei beweist sie auch viel Sinn für Slapstick. Ihrer Darstellung und auch Heiner Lauterbach in seiner Nebenrolle eines egoistischen Erfolgsmenschen ist es zu verdanken, dass der Film passabel unterhält. Allerdings wirkt auch vieles an dieser unausgegorenen Geschichte mühsam zurechtgebogen.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Sony Pictures, Port au Prince Pictures, Twentieth Century Fox of Germany