Die Anzahl der Kinostarts hält sich in dieser Woche in Grenzen. Schon auf den ersten Blick zeichnet sich ab, dass es in vielen Geschichten um Frauen geht.
Mit „Fifty Shades of Grey – Befreite Lust“ geht die Trilogie über die Sadomaso-Liebe von Anastasia Steele mit einem Milliardär in die letzte Runde. In „Wind River“ stirbt eine junge Indianerin auf der Flucht vor ihren Peinigern. Die Protagonistin in „Dinky Sinky“ hört ihre biologische Uhr ticken, aber der Partner zickt. Johanna Wokalek spielt in „Freiheit“ eine Frau, die ihren Mann und die Kinder eines Tages plötzlich verlässt, ohne sich zu verabschieden.
Der Dokumentarfilmsektor nimmt hingegen Männer ins Visier. „Playing God“ porträtiert den amerikanischen Entschädigungsspezialisten Ken Feinberg. Er hatte schon oft wie nach 9/11 die Aufgabe, Geldsummen an Opfer und Hinterbliebene zu verteilen. Das Ziel seiner nicht unumstrittenen Rolle war, langwierige Gerichtsprozesse gegen den Staat oder Unternehmen zu vermeiden. Feinberg dachte sich ein System aus, nach dem die Hinterbliebenen eines bei 9/11 getöteten Feuerwehrmanns weniger Geld bekamen als die eines Börsenmaklers. Denn dieser hätte im Laufe seines Lebens mehr verdient. „Big Time“ ist ein Porträt des dänischen Star-Architekten Bjarke Ingels.
Wind River
Regie: Taylor Sheridan, Verleih: Wild Bunch Germany
Im winterlichen Wyoming findet der Fährtenleser und Jäger Cory Lambert (Jeremy Renner) draußen die erfrorene Leiche einer jungen, barfüßigen Indianerin. Er kannte die 18-Jährige, sie war mit seiner Tochter befreundet, die vor drei Jahren einem Verbrechen zum Opfer fiel. Im Indianerreservat kommt die FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) an, denn der Fall gilt als Mord. Cory, der die Bewohner und die Gegend kennt, hilft der frierenden Frau aus Las Vegas bei den Ermittlungen.
Regisseur Taylor Sheridan ist der Drehbuchautor von „Sicario“ und „Hell or High Water“. So verwundert es nicht, dass er hier wieder einmal einen grimmigen Blick auf den amerikanischen Westen wirft. Die Geschichte spielt in einem Indianerreservat und schildert diesen Ort ganz unverblümt in seiner Trostlosigkeit. Hier vegetieren die Menschen vor sich hin, in ihrem sozialen Elend vom Staat, der es verursacht hat, alleingelassen. Dieser Thriller gerät zu einer Ballade über rassistische Menschenverachtung, Tod und Rache. In ihr meint man das ferne Echo des Massakers von Wounded Knee aus dem Jahr 1890 zu vernehmen, das ebenfalls im Winter stattfand.
Dinky Sinky
Regie: Mareille Klein, Verleih: Koryphäen Film
Die 36-jährige Sportlehrerin Frida (Katrin Röver) wünscht sich ein Kind. Schließlich haben alle ihre Freundinnen schon eines oder sind schwanger. Ihr Partner kann ein Lied davon singen, wie sie Buch führt über den Eisprung und ihn zur Zeugung drängt. Als Frida auch noch medizinische Hilfe in Anspruch nehmen will, verabschiedet sich der Freund. Aber die Zeit drängt und Frida braucht einen neuen Mann. Ihr ganzes Leben rutscht in eine Krise. Der neue Status Sinky – Single Income No Kids Yet – ist noch schwerer zu ertragen als Dinky – Double Income No Kids Yet.
Das Regiedebüt von Mareille Klein entpuppt sich als lebensnahe, fein beobachtete Dramödie. Fridas Nöte sind für ihre Generation sehr typisch und ihre Figur bietet zahlreiche Identifikationsmöglichkeiten. Die Komik ist dezent und lässt immer auch den subjektiven Ernst der Lage durchschimmern. Für diese gelungene Balance aus Unterhaltung und Nachdenklichkeit sorgt auch das hervorragende Spiel von Katrin Röver.
Fifty Shades of Grey – Befreite Lust
Regie: James Foley, Verleih: Universal Pictures
Anastasia Steele (Dakota Johnson) und der Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan) heiraten. Aber das Paar findet keine Ruhe, denn Anas ehemaliger Vorgesetzter Jack Hyde (Eric Johnson) hat Rache geschworen. Es gelingt ihm sogar, Ana nachts zu überfallen, obwohl Christian Leibwächter zu ihrem Schutz angestellt hat. Ana aber ist nicht mehr das schüchterne Mädchen von einst. Das bekommt auch Gatte Christian zu spüren, den sie mit ihrem Selbstbewusstsein mächtig reizt. Er hat die Lektion noch nicht ganz begriffen, dass sein Hang zur Dominanz lediglich ins berüchtigte Spielzimmer gehört.
Die Romantrilogie von E.L. James und ihre Verfilmungen sind echte „guilty pleasures“, erfolgreich und beliebt, auch wenn sich kaum jemand gerne als Fan bekennt. Im letzten Teil setzt Ana ihr Zähmungsprogramm im Namen der Liebe und einer Beziehung auf Augenhöhe fort. Christian mutiert vom Herrscher zum Schüler, aber natürlich sind die Grenzen fließend und er hat ja genug Geld und Macht, um weiterhin alle anderen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Der Plot kommt etwas plump und schematisch daher, Glamour, Sex, Streit, Versöhnung, Gefahr, Autoverfolgung. Aber es gibt Raum für selbstironischen Humor und der Ton stimmt im Großen und Ganzen. Dafür sorgt vor allem die überzeugende Ana, die von Dakota Johnson so treffend gespielt wird.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Wild Bunch Germany (2), Koryphäen Film, Universal Pictures