Viele Kinostarts dieser Woche locken mit beliebten Schauspielern. Harry Dean Stanton, Bruce Willis, Jessica Chastain, Josef Hader, Jella Haase und andere ringen in verschiedenen Filmen um die Gunst des Publikums.
Um es gleich zu sagen, der Star der Woche ist der im September 2017 verstorbene Harry Dean Stanton. In „Lucky“ brilliert er auf seine unnachahmlich lakonische Weise als alter Mann, der sich auf der Welt irgendwie übrig geblieben fühlt. Josef Hader spielt in „Arthur & Claire“ einen Mann, der Krebs hat und Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. In Amsterdam aber läuft ihm eine junge Frau über den Weg, die sich aus Verzweiflung umbringen will, und um die muss er sich kümmern. Das mild dahinplätschernde Drama ist nicht das gelungenste Beispiel für Geschichten, in denen sich Lebensmüde gegenseitig Halt geben.
Auch im Roadmovie „Vielmachglas“ spielt der Tod eine Rolle. Aber der Trip der von Jella Haase gespielten Hauptfigur nimmt Kurs aufs Leben und die Abenteuer, die es bietet. Die betont naive Geschichte ist ganz nett anzuschauen, aber auch sehr im Mainstream verhaftet. Nicht nur witziger, sondern auch deutlich origineller ist die deutsche Komödie „Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“ von Lola Randl. Sie bietet ihrer Hauptfigur, die zwischen Ehemann und heimlichem Lover pendelt, ein sehr ungewöhnliches Rezept gegen den hausgemachten Stress.
Bruce Willis spielt im Remake „Death Wish“ einen Mann, der das Gesetz in die Hand nimmt, um Frau und Tochter zu rächen. Gefährlich eng wird es nicht nur für die Helden des Kriegsdramas „Operation: 12 Strong“, sondern auch für die Titelfigur in dem Pokerdrama „Molly‘s Game“.
Einen Blick wert sind auch die Dokumentarfilme. Es gibt Porträts der Schimpansenforscherin Jane Goodall, der Künstler Kevin Roche und Walter Pfeiffer. „Furusato – Wunde Heimat“ beobachtet den Alltag im von der Reaktorkatastrophe verseuchten Distrikt Fukushima. In „Er Sie Ich“ setzt sich die Filmemacherin Carlotta Kittel mit ihren Eltern, die sich vor ihrer Geburt trennten, auseinander.
Lucky
Regie: John Carroll Lynch, Verleih: Alamode Film
Lucky (Harry Dean Stanton) lebt als 90-Jähriger in einem kalifornischen Wüstenkaff. Stoisch bewältigt der Raucher, dem ein Arzt beste Gesundheit bescheinigt, seinen Tagesablauf. Mit Morgengymnastik, Spaziergang zum Diner, Fernsehen, Besuch in der Bar strukturiert er seine überwiegend einsamen Stunden. Familie hat der Eigenbrötler keine und einfach so vor sich hin zu leben erscheint ihm auf einmal sehr anstrengend. Doch eine Kellnerin des Diners besucht ihn besorgt und eine mexikanische Verkäuferin lädt ihn zur Geburtstagsfeier ihrer Tochter ein. In der Bar kommt er mit anderen Menschen ins Gespräch, die ihre besten Zeiten auch schon hinter sich haben. Zu ihnen gehört Howard (David Lynch), der seiner Schildkröte alles vermachen will, nur ist sie gerade entlaufen.
Das Regiedebüt des Schauspielers John Carroll Lynch ist ein Spielfilm über das Alter, der nicht auf das Sterben zusteuert. Lucky setzt sich sehr intensiv mit seinem Platz in der Welt auseinander. Für ihn sieht es so aus, als ändere sie einfach ihren Lauf. Der Realismus dieses ruhigen Dramas mit seinen zum Teil schrägen Figuren und Begebenheiten wirkt aufs Gemüt und entfaltet philosophische Tiefe. Die Geschichte setzt dem großartigen Harry Dean Stanton ein Denkmal, passend begleitet von Country & Western-Musik.
Molly‘s Game
Regie: Aaron Sorkin, Verleih: Square One Entertainment
Molly Bloom (Jessica Chastain) ist hart im Nehmen. Von ihrem Vater (Kevin Costner) von klein auf zu Höchstleistungen gedrängt, will die Jurastudentin als Skifahrerin bei den Olympischen Spielen antreten. Eine schwere Verletzung beendet ihre sportlichen Ambitionen und sie zieht nach Kalifornien, um ein neues Leben zu beginnen. Sie jobbt für einen Mann, der Pokerspiele veranstaltet, bei denen Hollywoodstars und andere wichtige Männer viel Geld einsetzen. Molly lernt schnell und bootet ihren Chef aus, bevor er sie feuern kann. Nun lädt sie die Prominenten ein, beobachtet ihre Dramen und tragischen Fehler beim Spielen, verdient viel Geld. Aber dann wachsen ihr die Probleme über den Kopf, die Mafia begehrt Einlass, das FBI wird vorstellig.
Das Regiedebüt von Aaron Sorkin, dem Drehbuchautor von „Steve Jobs“, basiert auf der wahren Geschichte von Molly Bloom. Amerikanische Medien bezeichnen sie als „Poker-Prinzessin“. Sorkin inszeniert die unglaubliche Geschichte dieser Überfliegerin, die den Thrill suchte, temporeich bis atemlos. Man erfährt viel darüber, wie spannend Poker sein kann, wenn es um Millionen geht. Aber der Film ist auch anstrengend, er will nicht nur seine Heldin als superintelligent präsentieren, sondern sich auch selbst als schlau hervortun.
Death Wish
Regie: Eli Roth, Verleih: Universum Film
Paul Kersey (Bruce Willis) bekommt als Chirurg in Chicago tagtäglich Opfer von Schießereien auf den OP-Tisch. Aber eines Tages werden seine Frau (Elisabeth Shue) und seine Tochter Jordan (Camila Morrone) mit dem Rettungswagen eingeliefert, nach einem bewaffneten Überfall im Haus der Familie. Die Ehefrau stirbt, die Tochter liegt im Koma. Paul kann es nicht fassen, dass die Polizei die Täter nicht findet. Er schnappt sich die Pistole eines Patienten, zieht einen Kapuzenpulli über und räumt auf den Straßen von Chicago mit dem Verbrechen auf. Bald redet die ganze Stadt über den mysteriösen Unbekannten, den man Gevatter Tod nennt. Wird ihn die Polizei schnappen, bevor er die Täter gefunden hat, die er sucht?
Der Roman „Ein Mann sieht rot“ von Brian Garfield wurde schon einmal verfilmt, nämlich 1974 mit Charles Bronson in der Hauptrolle. Bei Regisseur Eli Roth bekommt die Racheballade mit Bruce Willis einen ironischen Zug. Dafür sorgt schon Pauls Doppelexistenz als Chirurg, der Menschen Kugeln aus dem Körper entfernt, und als Kämpfer, der anderen selbst Kugeln verpasst. Doch nach dem jüngsten Schulmassaker in den USA und den Schülerprotesten gegen das Tragen von Waffen ist auch dieses Filmvergnügen nicht mehr ungetrübt. Mit dem Schusswaffengebrauch und Vergeltungsgedanken geht der Film letztlich nämlich auch nicht viel reflektierter um, als das im Wilden Westen der Fall war.
Bianka Piringer
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