In dieser Woche gibt es wieder ein reiches filmisches Angebot im Kino, das thematisch breit gestreut ist. Wer schon immer mal wissen wollte, wie es so auf der griechischen Halbinsel Athos zugeht, der sollte sich den sehenswerten Dokumentarfilm von Peter Bardehle und Andreas Martin zu Gemüte führen. Bekanntlich ist Athos eine christlich-orthodoxe Mönchsrepublik, die von Frauen nicht betreten werden darf, und auch von Männern nur mit Visum. Dass zwei Filmemacher dort so ausführlich drehen durften, grenzt da schon an ein Wunder, das stimmungsvolle Einblicke in eine Welt frommen, einfachen Lebens gewährt. Wesentlich weltlicher geht es in der norwegischen Krimi-Komödie „Kill Billy“ zu. Die Abenteuer eines alten Mannes, der zum Entführer wird, sind mitunter lustig, aber auf unterkühlte Weise, und zugleich auch ziemlich trist. Das Richtige für Leute, die dringend daran erinnert werden wollen, wie schlecht das Wetter andernorts ist.
Café Belgica
Regie: Felix van Groeningen, Verleih: Pandora
Frank (Tom Vermeir) und Jo (Stef Aerts) sind zwei ungleiche Brüder in Belgien, die zusammen eine Musikbar eröffnen. Das gemeinsame Projekt beflügelt sie und das Lokal, in dem Live-Bands auftreten, wird schnell zum angesagten Treffpunkt. Die Brüder und ihr Team feiern die Nächte mit den Gästen durch. Doch der Alkohol- und Drogenrausch fordert seinen Tribut: Frank, der seine Familie vernachlässigt, wird immer unberechenbarer und die Beziehung der Brüder landet in einer Sackgasse. Der bereits für „The Broken Circle“ gefeierte belgische Regisseur Felix van Groeningen bekam für dieses rauschhafte Drama den Regiepreis des diesjährigen Sundance Filmfestivals in der Sektion internationaler Spielfilm. Mit fast dokumentarischer, ansteckender Authentizität folgt er den beiden Brüdern in ihre Euphorie, die aus Sex, Drugs und Rock’n’Roll – oder was es an toller Musik sonst noch gibt – gespeist wird. Im Wechsel mit der unvermeidlichen Katerstimmung entsteht ein intensives sinnliches Erlebnis, das sich wenig um den klassischen Spannungsbogen schert und immer wieder glauben lässt, man würde anderen Leuten beim Leben zuschauen.
Bastille Day
Regie: James Watkins, Verleih: Studiocanal
Der Amerikaner Michael Mason (Richard Madden) schlägt sich in Paris als kleiner Taschendieb durch. So kommt er auch in den Besitz eines Gepäckstücks, das zu seinem Entsetzen mitten auf der Straße explodiert. Nun muss er den hartgesottenen CIA-Agenten Sean Briar (Idris Elba) davon überzeugen, dass er mit diesem Attentat nichts zu tun hat. Aber wer sind die wahren Täter und wie können sie gefasst werden, bevor noch mehr Menschen sterben müssen?
Der Actionthriller wirkt routiniert und stellt mit den beiden ungleichen Männercharakteren ein interessantes Duo in den Mittelpunkt. Das sieht alles nach solidem Durchschnitt aus. Die einzige Auffälligkeit: Frankreich wird als eine Art Bananenrepublik geschildert, in der sich Institutionen erstaunlich gesetzlos verhalten.
Ein ganzes halbes Jahr
Regie: Thea Sharrock, Verleih: Warner
In der englischen Provinz bemüht sich die 26-jährige Louisa Clark (Emilia Clarke) verzweifelt um einen neuen Job. Sie stammt aus kleinbürgerlichen Verhältnissen und in ihrem Elternhaus ist Arbeitslosigkeit ein Dauerthema. Da schickt sie das Arbeitsamt zur Schlossbesitzer-Familie Traynor, damit sie dem querschnittsgelähmten, 31-jährigen Sohn Will (Sam Claflin) Gesellschaft leistet. Die Frohnatur und der depressive junge Mann haben einen schweren Start, aber dann funktioniert die Sprache der Gefühle. Dennoch hegt Will die Absicht, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Louisa lässt nichts unversucht, um ihn umzustimmen. Wer ein paar Tränen bei einem stimmungsvollen Schmachtfetzen vergießen möchte, ist hier goldrichtig. Emilia Clarke hängt sich mächtig in ihre Rolle eines naiven, aber unwiderstehlich gut gelaunten Mädchens rein. Dabei hilft ihr, dass sie eine regelrechte Modenschau knallig bunter, drollig gemusterter Klamotten veranstalten darf. Wenn sich der als Will vornehm-reservierte Sam Claflin zu einem Lächeln herablässt, hat das auch seine Reize. Ansonsten bleibt die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Jojo Moyes trotz des gewichtigen Themas Sterbehilfe aber recht trivial.
Bianka Piringer
Bildrechte: Pandora, Warner, Studiocanal