Es ist vollendet. Staffel 6 ist vorbei und Game of Thrones Fans müssen erneut 10 Monate warten, bis sie zurück nach Westeros dürfen. Doch hat Game of Thrones sich die Pause verdient? Baut das Finale Die Winde des Winters (The Winds of Winter) auf der starken neunten Folge auf oder richtet es sich eher nach der Schwächephase davor? Stürzen wir uns ein letztes Mal ins Getümmel und wie die weißen Raben der Zitadelle uns mitteilen:
Spoilers are here
Eine explosive Eröffnung
Es war abzusehen und ist dennoch schwer in Worte zu fassen. Mit einem lauten Knall müssen wir uns von sechs Charakteren auf ein Mal verabschieden. Nichtmal die Red Wedding hatte eine so hohe Zahl an wichtigen Personen, die auf einen Schlag das zeitliche segnen. Der mit Abstand größte Schock entsteht selbstredend durch das Ableben der amtierenden Königin, Margaery Tyrell. Auch wenn der Charakter die gesamte Staffel etwas planlos erschien, durfte Natalie Dormer zu ihrem Abschied nach fünf Staffeln noch ein Mal schauspielerisch auffahren und sich eine Konfrontation mit Jonathan Pryce als High Sparrow leisten.
Nachdem Cercei sich super toll fühlt, obwohl sie so ziemlich nichts cleveres getan hat sondern alles Qyburn zu verdanken hat, macht sie auch prompt den dämlichen Fehler, Tommen in seinem Raum allein zu lassen. Sein grandios inszenierter Suizid geht komplett auf ihre Kappe, wessen sie sich durchaus bewusst zu sein scheint. Cercei Lannister ist nur noch eine Hülle ihrer selbst. Sie hat indirekt oder direkt den Tod all ihrer Kinder zu verschulden und damit den letzten Anker verloren, der sie menschlich sein ließ. Ihre Rolle als Mutter war der letzte Faden, an dem ihr Gewissen noch hing. Cercei ist seit Beginn der Serie einer der komplexesten Charaktere, allerdings scheint ihre Entwicklung nun zu Ende zu sein. Sie hat nichts mehr, für das sie kämpfen könnte. Ihr weiteres Vorgehen sollte einer der spannendsten Handlungsstränge der nächsten Staffel sein. Und Jaime scheint über ihre aktuellen Handlungen not amused zu sein.
Eine Randnotiz verdient sich der Soundtrack der gesamten King’s Landing Sequenz. Das neu komponierte Stück findet zu Recht großen Anklang und funktioniert in cineastischem Kontext außerordentlich gut. Ein wenig klischeehaft, aber es erfüllt seine Aufgabe optimal. Allerdings ist das Werk (das “Light of the Seven” heißt), ein starker Bruch mit der bisherigen musikalischen Ästhetik der Show. Nicht nur sind Klavier und Orgel extrem untypisch für Game of Thrones, auch die Komposition selbst ist ziemlich modern und passt nur mit Müh und Not zum Setting.
R+L=J?
Hoch im Norden hat Bran die Güte, uns den Rest seiner Tower Of Joy Vision zu zeigen und ENDLICH zu erklären, was schon jeder weiß: Jon ist nicht der Sohn von Eddard Stark sondern von dessen Schwester und Rhaegar Targaryen (Daenerys’ ältestem Bruder).
Aber ist er das? Trotz scheinbarer Bestätigung der R+L=J Theorie wissen wir streng genommen immer noch kaum mehr als vorher. Weder erfahren wir, wer der Vater ist, noch dass das Kind tatsächlich Jon ist. Ja, wir bekommen einen offensichtlichen Szenenwechsel vom Baby auf Kit Harringtons wunderschönes Gesicht, aber aus unerklärlichen Gründen traf irgendjemand die Entscheidung, Lyannas Namensgebung ihres Kindes unverständlich zu machen. Setzt eure Tinfoil-Hüte auf, es stinkt nach Verschwörung!
Jon trifft unterdessen selbst fragwürdige Entscheidungen. Ser Davos bezichtigt Melisandre der Verbrennung Shireens, welche sie auch zugibt. Jon steht nun vor einer Entscheidung:
a) Melisandre hinrichten: Es ist ihre gerechte Strafe und den Starks sind Ehre und Gesetze sehr wichtig. Allerdings verliert er dadurch eine mächtige Verbündete
b) Melisandre verschonen: Ein bisschen fragwürdig, da sie ein Kind verbrannt hat, aber sie könnte sehr nützlich gegen die White Walker sein.
Jon tut also, was ein schlauer Lord so tut und wählt beide Nachteile, aber keinen der Vorteile; Er lässt sie gehen. Dadurch verliert er sie als Verbündeten, tritt aber auch die alten Gesetze mit Füßen. Gut gemacht, Jon!
Man sollte meinen, dies, plus seine hitzköpfigen Entscheidungen während der Schlacht von letzter Woche, wären genug, damit ihn niemand als Anführer, geschweige denn als Stark, ernst nehmen würde. Aber Jon ist unser Held und deshalb krönen ihn alle Lords zum King in the North. Was eine Rede von badass Lyanna Mormont so alles bewirken kann. Nennenswert die Parallele, dass wir in dieser Folge zwei Lyannas sehen, die sich für Jon einsetzen. Nettes Detail.
Abschied von Essos
In Mereen demonstrieren Emilia Clarke und Peter Dinklage, in einem weiteren wunderbar inszenierten Dialog, ein weiteres Mal ihre superbe Chemie als Dany und Tyrion innerhalb von Game of Thrones. So langsam scheint Essos aber ziemlich uncool zu werden, denn während sich die Mother of Dragons mit ihrer Flotte (dank Varys durch High Garden und Sunspear verstärkt) auf den Weg nach Westeros macht, ist Arya dort schon angekommen und rächt nach 3 Staffeln die Red Wedding, indem sie Walder Frey seine Söhne zum Essen serviert und ihn anschließend ermordet. Was man halt so tut als Protagonist. Der Wink zu den Frey-Pasteten aus den Büchern ist extrem gern gesehen, auch wenn die Inklusion in dieser Szene etwas fehl am Platz ist. Hat Arya wirklich zwei Freys in deren Zuhause getötet und sie komplett zerlegt und gekocht, ohne dass es jemand mitbekam? Etwas merkwürdig, aber es zerstört die Glaubhaftigkeit der Szene nicht massiv. Aryas recht blockig geschriebener Monolog ist da ein etwas größeres Manko.
Game of Thrones: Die Winde des Winters – Fazit
Eine sehr gute Folge Game Of Thrones. Wie schon die letzte Folge wird auch die aktuelle von einigen als beste Folge der Serie gepriesen. Das ist sie nicht. Auch wenn der Wow-Faktor sehr groß und die Sprengung der großen Septe ein sehr einschlagendes Event ist, schleichen sich dennoch überall die altbekannten wackeligen Plots ein, an die wir uns seit etwa 2 Staffeln gewöhnen müssen. “Die Winde des Winters” darf sich aber absolut zu den besseren Folgen der Staffel zählen, vielleicht ist sie sogar die beste.
Doch was bedeutet das für die gesamte Staffel? Und werde ich jemals aufhören zu nitpicken? Das könnt ihr nächste Woche herausfinden, dann schließen wir nämlich unseren (ab jetzt hoffentlich jährlichen) Game Of Thrones Recap mit einem Blick auf die gesamte Staffel ab. Ich muss jetzt erst Mal ein paar Tage trauern, mit Margaery ist einer meiner Top 5 Lieblingscharaktere von uns gegangen.
Rip
- Tommen Baratheon, First of his Name, King of the Andals, the Roynar and the First Men, Lord of the Seven Kingdoms
- Margaery Tyrell, Queen Consort
- Mace Tyrell, Lord of Highgarden, Warden of the South
- Ser Loras Tyrell
- Ser Kevan Lannister, Hand of the King, Protector of the Realm
- Lancel Lannister
- The High Sparrow
- Eine ordentliche Anzahl an Sparrows und Unschuldigen. Danke, Cercei!
- Grandmaester Pycelle
- Walder Frey, Lord of Riverrun and The Crossing
- Lothar Frey
- Walder Rivers