Mit Rise and Fall hat nun auch endlich Civilization VI eine vollwertige Erweiterung spendiert bekommen. Nach mehreren kleinen DLCs, die lediglich neue Zivilisationen und Szenarien hinzufügten, erwarten euch hier gravierende Änderungen im Gameplay. Doch bringt das Addon das Rundenstrategiespiel in ein goldenes oder eher ein dunkles Zeitalter?
Völker, Völker, Völker
Doch bevor wir zu den großen Änderungen am eigentlichen Spielablauf kommen gibt es noch einen Anderen Punkt, den es anzusprechen lohnt. Die neuen Völker, deren Herrschaft ihr jetzt übernehmen könnt. Neben alten Hasen wie den Mongolen und den Zulu gesellen sich jetzt auch Neulinge wie die handelsfixierten Niederlande und die handwerklich begabten Schotten dazu.
Ein meiner Meinung nach einfach zu behebender Fehler des Grundspiels wurde allerdings immer noch nicht behoben, sondern eher verschlimmert. Im Hauptspiel existiert das Volk der Griechen doppelt. Ein Mal angeführt vom weisen Perikles und einmal von der kriegerischen Königin Gorgo. Wie jeder geschichtsinteressierte unter euch jetzt vielleicht anmerkt, ist das ziemlicher Quatsch, weil beide genau nichts miteinander zu tun haben. Viel besser wäre es gewesen, Gorgo Sparte anführen zu lassen und das Reich von Perikles hellenisches Reich zu nennen.
Was jetzt dazu kommt, ist ein zweites Indien zusätzlich zum alten, von Gandhi geführten. Zum friedliebenden Führer des gewaltlosen Widerstands, gesellt sich mit Chandragupta die weniger friedvolle Seite Indiens dazu. Neben Boni, die ihr durch das Staatsoberhaupt erhaltet, ändert sich an den Spezialeinheiten, Gebäuden und Fähigkeiten des Reichen jedoch nichts. Genau wie schon bei Griechenland hab ihr also zwei Mal das gleiche Land nur eben mit marginalen Unterschieden n den Boni.
Sic Parvis Magna
Die gravierendste Änderung im Rise and Fall ist wohl die sogenannte Ära-Wertung.
In regelmäßigen Abständen schreitet die Welt im Zeitalter voran. Das geschieht in der Regel automatisch, kann jedoch auch durch gezielte Forschung manuell ausgelöst werden. Je mehr ihr Forscht, Wunder baut, Barbarenlager zerstört oder andere wichtige Dinge tut, erhaltet ihr Ära-Punkte. Schafft ihr es nicht genug Punkte zu sammeln um eine bestimmte Schwelle zu überschreiten, erlebt euer Reich beim nächsten Zeitalterwechsel ein dunkles Zeitalter.
In einem solchen erleidet ihr Mali auf Produktion, Bevölkerungswachstum, Loyalität und so ziemlich alles andere. Schafft ihr es, die Schwelle zu überschreiten, bekommt ihr ein normales Zeitalter und sammelt ihr noch mehr Punkte, schreitet ihr in ein goldenes Zeitalter voran. Hier angekommen bekommt ihr Boni auf die zuvor bereits erwähnten Dinge.
Schafft ihr es aus einem dunklen Zeitalter in ein goldenes, erlebt euer Volk ein heroisches Zeitalter und ihr bekommt noch mehr Boni.
Zusätzlich müsst ihr bei jedem Voranschreiten des Zeitalters auswählen, welcher Sache ihr die neue Ära widmet. Hier könnt ihr beispielsweise Wissenschaft, Religion oder Ähnliches wählen und sucht euch quasi aus, durch welche Tätigkeiten ihr im Folgenden mehr Ära-Punkte bekommt.
Fackeln im Sturm
Ein weiterer wichtiger neuer Faktor in Rise and Fall ist die Loyalität eures Volkes zu euch als Staatsoberhaupt. Je näher ihr an der Wiege euerer Zivilisation siedelt, desto mehr mag euch die Bevölkerung der neuen Stadt. So einfach wie das klingt, so schwierig kann das für große Reiche werden. Sinkt die Loyalität einer Stadt nämlich zu tief, kann das zu Rebellion und Sezession der betreffenden Stadt führen. So können handfeste Bürgerkriege entstehen.
Verhindern könnt ihr das nur durch gezieltes Setzen von Handelsrouten, Bauten und das Einsetzen von Gouverneuren. Diese sind spezielle „Einheiten“, die ihr durch gezieltes Forschen freischalten und verbessern könnt. Sie bringen euch zum Beispiel Boni auf Militär, Forschung, Religion oder ähnliches und eben Loyalitätszuwachs.
Krisen schaffen Freundschaften
Was passiert eigentlich, wenn Gandhi mal wieder Atombomben hortet und die Welt damit bedroht? (ja, das ist in Civilization etwas, dass häufiger mal vorkommt) Bisher war dann nichts, doch das ändert sich dank Rise and Fall nun.
Dinge wie der eben beschriebene Fall der Atommacht oder ein Reich, dass nach und nach friedliche Stadtstaaten annektiert, können nun zu sogenannten Krisen führen. In einer Krise erhalten mehrere Spieler das Angebot eine Allianz einzugehen um ihren Auslöser auszuschalten oder den Grund der Krise zu beseitigen.
Nicht nur kann das mehr Tiefe ins Spiel bringen, sondern auch erheblich zum Storytelling beitragen. Sind doch auch in der Realität aus Zweckallianzen schon jahrhundertelange Freundschaften geworden.
Fazit – Civilization VI: Rise and Fall
Die Erweiterung Rise and Fall bringt noch mehr Tiefe in das sowieso schon sehr komplexe Civilization VI. Die verschiedenen Zeitalter bringen etwas Neues ins Spiel, auf das es sich hinzuarbeiten lohnt und bringen neue Herausforderungen mit sich.
Die Loyalität sorgt für eine Bindung zu eurem Volk, die es zuvor nicht gab und die Gouverneure bringen ebenfalls mehr taktische Tiefe ins Spiel.
Seid ihr also wie ich geradezu süchtig nach dem Grundspiel, kann euch Rise and Fall nur wärmstens ans Herz legen. Doch Vorsicht, ihr werdet eventuell am „nur noch ein Zug“-Syndrom erkranken.
Bildquelle(n): 2K Games/Firaxis