LEGO ehrt einen der größten Momente der Star Wars Prequels mit einem eigenen Set. Ob uns das „Duel on Naboo“ auch in LEGO Form überzeugt, erfahrt ihr im Test.
Ein Stück Kindheit
Bei Release der “Dunklen Bedrohung” war ich acht. Und was war ich außer mir vor Spannung und Vorfreude auf einen brachialen Kampf, als sich die Schiebetüren langsam öffneten. Als das dramatische “Duel of the Fates”-Musikstück einsetzte und den bösartigen Darth Maul untermalte. Maul, der langsam seine Kapuze herunterzog und seinen gehörnten Kopf das erste und letzte Mal enthüllte. Maul, der sein Lichtschwert aktivierte. Und es dann gleich noch ein zweites Mal ausfuhr. Holy. Shit. Ein Doppelklingen-Laserschwert!
Doch das LEGO Set nimmt uns nicht mit zu dieser Erföffnungsszene im Hangar-Bereich des Palastes auf Naboo. Stattdessen führt es uns an den Ort eines einschneidenden Traumas, das viele (ehemalige) Kinder und Obi-Wan verbindet. An die Klimax des Duells, auf dessen Höhepunkt der ehrwürdige Jedi Qui-Gon Jinn sein Leben durch Darth Maul verliert, während Obi-Wan hilflos vor Laserschranken steht und zum Zuschauen verdammt ist.
Immer zwei es sind. Ein Schüler und ein… Ups.
Es zeigt uns vor allem durch die drei Minifiguren, welchen Moment der Saga es darstellt. Qui-Gons zweiter Gesichtsausdruck blickt entsetzt und überrascht ins Leere, sein Mund steht offen. Obi-Wan hingegen blickt mit seinem alternativen Gesicht für Jedi-Verhältnisse sehr hasserfüllt. Maul selbst schließlich hat den wahnsinnig-grinsenden Gesichtsausdruck, mit dem er den Padawan und seinen Meister verspottet.
Insbesondere Qui-Gon und Maul können dabei als Figuren überzeugen. Der Jedi hat sein seit Jahren bewährtes Haarteil. Bei seinem Gesicht und seiner Kleidung hat LEGO allerdings stark nachgebessert. Mit seinem grau-melierten Bart sieht der LEGO Qui-Gon dem Schauspieler Liam Neeson fast wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Auch die Beine sind nicht mehr einfarbig braun, sondern zumindest auf der Vorderseite zweifarbig. So wird angedeutet, wie die beige Jedi-Kluft über die braunen Hosen fällt. Etwas bedauerlich ist aber, dass hier nicht die Doppel-Guss Technik verwendet wurde. Somit sind die Beine an den Seiten und von hinten durchgängig einfarbig. Als Accessoire trägt der Jedi selbstverständlich sein grünes Lichtschwert.
Endlich werden wir uns den Jedi zu erkennen geben. Endlich wird die Rache unser sein!
Maul hat nur einen Gesichtsausdruck, was daran liegt dass er keine Kapuze trägt, sondern naja, seine gehörnte Schädeldecke. Diese ist toll modelliert und setzt die feinen Stacheln sehr gut um. Natürlich lässt sie dabei aber den Hinterkopf frei, sodass ein zweiter Gesichtsausdruck schlicht lächerlich aussehen würde. Wie auch für den Lichtschwertgriff liegt eine zweite Schädeldecke als Ersatz bei. Im dunklen Grau werden die Details seiner Kluft fein hervorgehoben, mit Falten, Gürteln und den verschiedenen, sich überdeckenden Lagen.
Das gilt auch für seinen Rücken, den ich persönlich etwas unglücklich designt finde. Die Falten, die über den Gürtel fallen sehen in LEGO Form nämlich weniger nach weitem Leinenstoff aus, als vielmehr nach Fettfalten. Das passt natürlich überhaupt nicht zum sportlichen Maul. Als Waffe trägt er selbstverständlich sein beidseitiges Lichtschwert. Getreu dem Verlauf des Kampfes gegen Obi-Wan lässt sich dieses natürlich – wie auch Maul selbst – in zwei Hälften teilen.
Sowas von unzivilisiert!
Was vielleicht schon Qui-Gon dachte, als er im Sterben liegend zu seinem Padawan hinter der Lichtschranke blickte: Obi-Wan ist leider eine Enttäuschung.
Zwar kann seine Jedi-Robe ähnlich überzeugen wie die Qui-Gons. Aber sein Gesicht hat in keiner der beiden Varianten wirklich Ähnlichkeit mit Obi-Wans Schauspieler Ewan McGregor.
Wären seine Augenbrauen nicht rötlich, könnte er fast als Luke durchgehen. Da hilft es auch nicht viel, dass er das gleiche Haarteil hat wie sein späterer Schüler. Nur eben in rötlichem Braun statt Blond. Das vermag auch der auf den Oberkörper gemalte Padawan-Zopf nicht auszugleichen. Ein eigenes Haarteil für die Padawan-Variante von Obi-Wan – und damit auch von Anakin – wäre meiner Meinung nach nicht zu viel verlangt. Und als Accessoire trägt er, ihr ahnt es bereits, sein blaues Lichtschwert.
Gib auf, Obi-Wan! Maul steht deutlich über dir!
Dieses Star Wars Set ist definitiv ein Spielset. Das heißt, der Fokus liegt primär auf der Spielbarkeit und weniger auf der originalgetreuen Umsetzung der Kulisse. Insofern bekommt man in diesem Set anstelle eines stattlichen Raumes, der schon fast Saalgröße hat, etwas, das eher an eine kleine Plattform erinnert. Auch hat der hauptsächlich schwarze und unverkleidete – sprich genoppte – Boden kaum Ähnlichkeit mit der spiegelglatten, reflektierenden Fläche im Star Wars Film, die in großen Teilen von Chrom-ähnlichen Paneelen durchzogen ist.
Dennoch sieht der Boden in dem runden Bereich um den Schacht nicht uninteressant aus, sondern ist mit durchsichtigen blauen Steinen akzentuiert. Im Schacht selbst befinden sich immerhin zwei der roten Erhebungen, an denen sich Obi-Wan festklammert. Außerdem enthält der Schacht eines der beiden Spielfeatures. Im unteren Bereich befindet sich nämlich eine Art Wippe, die man von außen antippen kann. Daraufhin hebt sich im Inneren eine damit verbundene, gewölbte Scheibe. Wenn man Obi-Wan also in den Schacht legt und mit dem Finger leicht auf die Wippe haut, „springt“ er ähnlich wie im Film aus dem Schacht, um Maul den Garaus zu machen. Theoretisch. Praktisch aber wird Obi-Wan häufig einfach nur im Schacht hin- und hergeschmissen. Das ist zwar auch – unfreiwillig – lustig und man kann sicher gerade als Kind eine Menge Spaß damit haben. Richtig überzeugen tut das Feature aber eben nicht.
Auf der rechten hinteren Ecke der Plattform befindet sich ein gewölbtes Viertel-Stück, das mit einem Detail aus dem Star Wars Film beklebt wird. Diese Lichtleiste ist dort in mehreren Einstellungen zu sehen. Allerdings befindet sie sich dort auf der linken hinteren Ecke. Ich war darüber etwas verwundert, aber ich schätze, dass LEGO der Meinung war, dass sich die Details sonst zu sehr in der Mitte gebündelt hätten. Denn dort befinden sich ja auch die Schranken. Da es sich um LEGO handelt, kann man das Teil aber natürlich einfach umplatzieren, wenn man möchte.
Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn die Schranke aufgeht!
Aber apropos „Schranken“ – dabei handelt es sich um das zweite Spielfeature. Sie haben optisch wenig mit denen aus dem Film gemeinsam, aber dafür funktioniert der Öffnungsmechanismus tadellos. Man zieht dafür einfach an einem langen Stab, woraufhin sie aufschwingen. Ein Problem gibt es dennoch. Natürlich möchte man die Szene nachspielen, in der Maul und Obi-Wan sich gegenüberstehen. Dabei steht Maul auf der Saalseite direkt vor der Schranke. Wenn er dort steht, lässt sich die Schranke aber nicht problemlos öffnen. Selbst wenn man ihm das Lichtschwert hinter den Rücken dreht, verhakt sich eine der Laserschranken an ihm – welch vorschnelles und unwürdiges Ende für diesen Kampf!
Wie Qui-Gon – Sieger der Herzen
Achja… Ich bin zwiegespalten. Für ein Display-Stück weicht das Modell zu sehr vom Original ab. Für ein Spielset wiederum sind die Actionfunktionen nicht gut genug umgesetzt. Obi-Wan kann in seiner Minifigur-Gestalt ebenfalls nicht überzeugen. Und dennoch – das Set beschwört die Erinnerungen an das emotionsgeladene Finale meines ersten Star Wars Kinofilms herauf. Trotz aller Unzulänglichkeiten ist der Ort des Geschehens klar erkennbar. Zudem sind sowohl Qui-Gon als auch Maul großartig in Minifiguren-Form umgesetzt worden. Somit ist das Set meiner Ansicht nach für Star Wars: Episode I Fans insbesondere unter Nostalgie-Aspekten empfehlenswert. Allen anderen würde ich eher vom Kauf abraten.
Infobox:
- Titel: Star Wars Duel on Naboo
- Publisher: LEGO
- Release: 17.12.2016
- Empfohlenes Alter: 7-12
- Teile: 208
- UVP: 29,99 €
- Minifiguren: 3
- Builds: 1
Lars Baumgart
Bildquellen: LEGO A/S, The Walt Disney Company