Nach dem eher durchwachsenen zweiten Teil hätte wohl niemand gedacht, dass Far Cry mit Teil 3 ein Comeback dieser Größenordnung gelingen wird. Doch so kam es und inzwischen zeichnet sich die Reihe durch gelungenes Gameplay, einzigartigen Humor und vor allem genial geschriebene Bösewichte aus. Der neueste Teil verlässt sich auf diese Stärken – aber halt! Irgendetwas ist anders… Willkommen in der Steinzeit. Willkommen bei Far Cry Primal.
Zurück in die Vergangenheit
Wer dachte, dass Far Cry 3: Blood Dragon bereits das Verrückteste ist, das man im Hause Ubisoft auf die Menschheit loslassen würde, irrt sich. Zwar ist Far Cry Primal bei weitem nicht so wahnsinnig, darf sich jedoch als erster Steinzeit-Ego-Shooter der Geschichte durchaus auf die Schulter klopfen. Das Unglaubliche dabei ist: Es funktioniert außerordentlich gut. Auch wenn natürlich nicht alles historisch korrekt ist, schafft die Spielwelt (Trotz wiederverwerteter Far Cry 4 Karte), den Spieler innerhalb kürzester Spielzeit in einen Sog aus Spaß und Faszination zu ziehen.
Als Steinzeitmensch Takkar ist es unsere Aufgabe das Volk der Wenja wieder zu vereinen, da dieses im Krieg mehrerer blutrünstiger Stämme nahezu ausgelöscht wurde. Um dies zu bewerkstelligen folgt Far Cry Primal der inzwischen typischen Ubisoft-Formel. Man durchstreift eine wunderschön gestaltete Open World und nimmt Außenposten und kleine Stützpunkte ein. Diese dienen nicht nur als Schnellreisefunktion innerhalb der Welt, sondern vergrößern auch euer Volk. Daneben gibt es zahlreiche Haupt- und Nebenquests zu erledigen und gefühlt tausende Rohstoffe mit welchen Waffen, Medizin, Nahrung und natürlich auch Upgrades für eure Hauptstadt hergestellt werden können.
Und obwohl man all diese Spielmechaniken seit Assassin’s Creed 2 nur all zu gut kennt, funktioniert Far Cry Primal durch das Setting auf eine erfrischende und hervorragende Art und Weise. Es wird nie langweilig und durch diese „Ubisoft-Formel“ wird gewährleistet, dass es immer etwas zu tun gibt. Doch es gibt noch ein Kirsche auf dem Sahnehäubchen: Die Bestienjagd. Denn Takkar ist kein gewöhnlicher Jäger, sondern ein Bestienmeister. Selbst gefürchtete Säbelzahntiger sind nach ca. 10 Stunden Spielzeit eine gesellige Schmusekatze für euch und eine tödliche Gefahr für eure Gegner.
Sprachausgabe? Null Problemo!
Steinzeitmenschen haben sicherlich miteinander kommuniziert, aber garantiert nicht in Deutsch, nicht in Englisch und bestimmt auch nicht in Latein. Diese Tatsache ist der Grund für eine besonders clevere Spielmechanik, welche Ubisoft nicht nur eine Menge Geld gespart hat, sondern auch für eine einzigartige Spielatmosphäre sorgt. Die Wenja und alle anderen Völker innerhalb von Far Cry Primal sprechen eine uns unbekannte Steinzeitsprache, welche wir nur mit Untertiteln verstehen können. Sprich, es existiert weltweit nur eine einzige Sprachausgabe, die jedoch so gut umgesetzt ist, dass es uns nicht einmal wundern würde, wenn es ähnlich der Elbensprache Tolkiens ein eigenes Wörterbuch hätte.
Mit einer Spielzeit von rund 25 – 30 Stunden für die Hauptmission und weiteren 30 – 40 Stunden für sämtliche Nebenaufgaben wird garantiert, dass man in den Ländern von Oros für sein Geld eine Menge geboten bekommt. Far Cry Primal sieht fantastisch aus, hat eine tolle Soundkulisse und erzeugt durch sein Setting eine unvergleichliche Atmosphäre. Seine Shooter-Wurzeln merkt man dem Spiel kaum noch an, stellenweise fühlt man sich sogar eher so, als würde man ein experimentelles Skyrim Spin-Off spielen – was kein größeres Kompliment sein könnte. Far Cry Primal ist ein echtes Highlight und läutet ein hoffentlich hervorragendes Gaming-Jahr ein.
Kevin Kunze