Just Cause 3 ist erschienen und macht seinem Namen alle Ehre. Größer, besser und schöner, was will man mehr von einem Nachfolger? Unser Held Rico Rodriguez reist in das Inselparadies Medici, welches von einem Diktator überrannt wurde. Als waschechter Actionheld kann Rico sich das natürlich nicht gefallen lassen, immerhin waren diese Inseln einst sein Zuhause. Und so machen wir das, was wir schon in den Vorgängern am besten konnten. Einem Staat die Freiheit wiedergeben. Wer jetzt mit politischen Debatten oder Friedensverhandlungen rechnet, liegt jedoch ganz daneben. Besetzte Inselstaaten befreit Rico nur auf eine Art und Weise: Schießereien, Explosionen und Chaos!
Hirn aus, Spaß an
Just Cause 3 ist die Definition von Open World Action. Natürlich zieht sich auch eine Story durch das Spiel. Diese hat zwar ihre Daseinsberechtigung und mag hier und da auch interessant sein, ist aber kein Hauptfokus des Spiels. Was hier zählt, ist das Gameplay. In der Haut von Rico laufen, fahren, schwimmen und fliegen wir durch das wirklich gigantische und wundervoll aussehende Paradies, welches ein sehr starkes Urlaubsfeeling hervorruft. Anstatt aber am Strand zu liegen und sich einen Drink zu gönnen – wie man es im Titelscreen sieht – ist es unsere Aufgabe, besetzte Gebiete vom ansässigen Millitär zu befreien. Die Spielwelt ist in viele verschiedene Sektoren eingeteilt, in denen wir jeweils eine bestimmte Anzahl bürgerlicher Niederlassungen „befreien“ müssen. Für jeden dieser Posten bekommen wir eine detaillierte Liste an Missionszielen. Diese beinhalten unter anderem die Zerstörung von Treibstofftanks, das Niederreißen von Propagandatafeln oder auch Statuen. Die überall anzutreffenden feindlichen Millitärkräfte haben natürlich etwas dagegen und müssen erst davon überzeugt werden, was für großartige Dinge Rico hier eigentlich macht. Dazu haben wir ein recht großes Arsenal an Waffen zur verfügung, Pistolen, Sturmgewehre, Raketenwerfer und auch die ein- oder andere übertriebene Spezialwaffe finden sich hier an. Alles bekannt und nichts zu bemängeln. Hat der Spieler alle Aufgaben erledigt, muss noch eine Flagge gehisst werden, um das Areal endgültig zu befreien. Mit einer bestimmten Anzahl befreiter Gebiete stehen uns dann neue Missionen zur Verfügung, die uns neues Werkzeug zum Anrichten von Unheil verschaffen können oder auch die Hauptgeschichte vorantreiben. Zusätzlich gibt es einen riesigen Haufen Collectibles, die sich in befreiten Arealen einfacher einsammeln lassen.
Totale Freiheit
Just Cause 3 kommt selbstverständlich nicht ohne den serientypischen Greifhaken und den Fallschirm aus. Zusätzlich dazu haben wir jetzt auch Zugriff auf einen Wingsuit, der sich als willkommene Ergänzung zum Arsenal herausstellt. Rico kann sich mit seinem Greifhaken an nahezu jede Oberfläche heften, dann holen wir den Fallschirm heraus, um den Schwung optimal zu nutzen und schon können wir frei gleiten. Die Handhabung ist anfangs noch etwas störrisch, geht mit der Zeit aber ins Blut über. Apropros: Just Cause 3 ist in Deutschland absolut ungeschnitten und geizt auch nicht mit rotem Saft an den richtigen Stellen. Während wir am Schirm hängen, können wir uns mit dem Greifhaken immer wieder kleine Geschwindigkeitsschübe verschaffen, was das Reisen sehr angenehm gestaltet. Und wenn es dann ein mal zu ruhig wird, packen wir auf Knopfdruck den Wingsuit aus und starten einen Sturzflug. Diese Mechanik macht unglaublich Spaß und bietet uns totale Freiheit. Natürlich gibt es auch einen Haufen an Fahrzeugen, die wir ergattern können. Motorräder, Autos, Helikopter und sogar ein riesiges Truppentransporter-Flugzeug sind nur einige Beispiele. Freigeschaltete Vehikel können wir uns auch bequem per Abwurf aus der Luft zusenden lassen, sofern wir entsprechende Signalfackeln in unserem Besitz haben. Die Tragekapazität ist begrenzt, jedoch können wir unseren Vorrat an bestimmten Punkten im Spiel wieder auffüllen. Ist das Terrain uneben, kann es aber auch passieren, dass ein abgeworfenes Fahrzeug direkt bei Ankunft zerstört wird. Ärgerlich, aber verschmerzbar. Im Laufe des Spiels können wir uns zudem nach und nach Upgrades für unsere Fähigkeiten erspielen. Dies passiert jedoch nicht innerhalb des normalen Spielverlaufes, vielmehr müssen wir dafür sandbox-typische Herausforderungen meistern. Zerstören von einer bestimmten Anzahl Objekte oder auch Rennen zu Lande und in der Luft stehen hier an der Tagesordnung. Erreichen wir unser Ziel innerhalb einer gewissen Zeit, bekommen wir als Lohn Zahnräder, die wir wiederum in Upgrades für Rodrigo investieren können. Hier bekommen wir unter anderem eine Nitro-Aufrüstung für Fahrzeuge, mehr Tragekapazitäten für Granaten oder Sprengsätze, mehr Widerstand gegen Schaden und Ähnliches.
Des Chaoten Werkzeug
Einfach mit einem Gewehr losrennen und schießen bis alles explodiert klingt langweilig? Dagegen hat Just Cause 3 ein sehr gutes Mittel: Kreatives Chaos. Benzintanks können natürlich zerstört werden, indem darauf geschossen wird. Viel lustiger ist es jedoch, einem feindlichen Soldaten einen Sprengsatz anzuheften und ihn mit einem Seil an den Tank heranzuziehen. Ricos Greifhaken hat hier nämlich eine neue Funktion bekommen, wir können 2 (und später auch mehr) Objekte verbinden und sie dann in unfreiwillige romantischen Posen mit explosiven Ergebnissen zwingen. Eine mit einer explosiven Ladung bestückte Kuh als Abrissbirne, die an unserem Helikopter hängt, ist da nur ein kleines Beispiel. Ja, diese Dinge gehen und ja, sie machen auch eine Menge Spaß. Zumindest dann, wenn man nicht gerade von allen Seiten beschossen wird. Ist dies nämlich der Fall, bietet sich nicht genug Raum dafür, kreativ zu sein und gleichzeitig zu überleben. So muss gerade bei den strenger bewachten Gebieten immer mal wieder ein Raketenwerfer oder ein Panzer her, der diese Aufgabe ebenso erledigen kann – nur eben schneller und sicherer.
Die Dosierung macht’s
Wie erwähnt, bietet Just Cause 3 eine Menge Features, mit denen man eine Menge Spaß haben kann. Wer sich an wiederholendem und stumpfem Gameplay nicht stört, wird auf seine Kosten kommen. Nicht immer muss das etwas Schlechtes sein. Abwechslung haben wir hier allerdings eher wenig. Wer 2-3 Stunden gespielt hat, kann sich schon sehr gut vorstellen, wie der Rest des Spiels, welches 25 Hauptmissionen und viele weitere Nebenaufgaben beinhaltet, ungefähr ablaufen wird. Zwar enden wir nicht in kompletter Monotonie, aber die Motivation kann hier und da nachlassen, gerade bei längeren Spielsitzungen. Deswegen als kleine Empfehlung: Kurze Spielsitzungen verbessern die Langzeitmotivation. Wer übermäßig viel auf einmal spielt, ist entweder anfällig für das Genre, oder läuft Gefahr, irgendwann übersättigt zu sein. Just Cause 3 ist ein sehr guter Vertreter des Sandbox-Genres, aber mit seinem ausschließlichen Fokus auf pure Action nicht für jedermann geeignet.
Stefan Scholz
Bildquelle(n): Square Enix
Infobox:
- Titel: Just Cause 3
- Publisher: Square Enix
- Entwickler: Avalanche Studios
- Release: 01. Dezember 2015
- Plattform: PC, PS4, Xbox One
- USK: 18
- Genre: Third Person Shooter, Open World
- Sprachausgabe: Multi
- Multiplayer: Nein
- Besonderheiten: Neben Outer Rim noch 3 weitere DLCs durch Season Pass angekündigt