Die Anime Messe Berlin eröffnete am 03. Juni zum ersten Mal ihre Pforten. Wir haben vor Ort für euch herausgefunden was die Convention zu bieten hatte und ob sie das Potential hat, sich bei den großen deutschen Veranstaltungen einzureihen.
Prall gefülltes Programm
Bereits am Freitagabend ging es los. Den Anfang machte eine Konzertreihe bestehend aus der japanischen J-Rock Sängerin Haruka, der ebenfalls aus Japan stammenden Sängerin DoraNeko sowie das deutschlandweit erste AHS Vocaloid Konzert. Seitens der Fans gab es für diesen Auftakt bereits sehr viel positiven Zuspruch. Die Veranstalter bestehend aus dem Anime Kultur Verein und Figuya haben definitiv für ein gelungenes Start-Programm gesorgt.
Am Samstag ging dann das eigentliche Event los und die Hallen des Atze Musiktheater in Berlin füllten sich. Zum Event-Programm zählten zahlreiche Show-Acts, Vorführungen, Aussteller, Workshops und Ehrengäste. Damit wurde nicht nur für ein ausgewogenes Programm gesorgt, sondern auch für eine durchgehende Beschäftigung der zahlreichen Besucher. Gerade Samstagmittags wurde es in den Gängen doch ziemlich eng, was zumindest für einen erfolgreichen Auftakt spricht. Kritik an der Location gibt es dennoch: So war das Workshop-Programm nicht innerhalb des Atze Musiktheater, sondern außerhalb im Gebäude der Beuth Hochschule. Aufgrund mangelnder Beschilderung, fehlender Lautsprecherdurchsagen und einer oftmals überfordert wirkenden Organisation blieben die Workshops dementsprechend viel zu schlecht besucht, obwohl es dort wirklich großartiges Programm für die Con-Besucher gab.
Und wer es in den letzten Monaten weder zum Peppermint-Anime-Festival, noch zu den Kazé Kinonächten geschafft hat, konnte auf der Anime Messe Berlin erneut viele Highlights auf der großen Leinwand erleben. Zu den Highlights zählten „High Speed! – Free! Starting Days“ dem Prequel des absoluten Hype-Anime „Free!„, einer erneuten Vorführung der beiden Kazé-Titel „Patema Inverted“ und „Psycho-Pass: The Movie“ sowie einer weiteren bunten Mischung aus Anime-Filmen und Serien.
Action-Nonstop im Festsaal
Die bezaubernde Chihiro Ichiguro gab auf der Bühne ihr Bestes und begeisterte die Fans, selten haben wir eine Person gesehen deren Lächeln und gute Laune so ansteckend ist. Danach ging es mit einigen deutschen Nachwuchstalenten weiter. Um 12:30Uhr betraten Omoshiro, eine Showgruppe aus Hannover die Bühne und unterhielten bestens mit ihrem Comedy-Stück „Press Start“ – einer Inszenierung in der mehrere Videospielcharaktere versuchen zwei einsamen Nerds endlich zu einer Beziehung zu verhelfen. Neben wirklich aufwendigen Kostümen, konnte auch das Script überzeugen, was mit viel herzhaftem Lachen und Applaus des Publikums entsprechend belohnt wurde. Danach bekamen die anwesenden Gäste keine 10 Minuten Verschnaufpause bevor mit Choom-C schon das nächste Highlight folgte. Die deutsche Tanzgruppe Choom-C, welche ebenfalls aus Hannover stammt, beeindruckte uns mit einer 30-minütigen K-Pop Choreographie, welche neben Tänzen der abgedrehten Popkultur auch einige ultra-coole Rapeinlagen parat hielt. Beste Unterhaltung, die jedoch etwas durch auftretende Windows-Fehlermeldungen auf der Bühnenleinwand, sowie falsche eingespielte Videos und Songs gestört wurde. Auch hier muss die Organisation nächstes Jahr besser performen.
Das Herzstück jeder Convention
Was natürlich nicht fehlen durfte war ein Cosplay-Wettbewerb. Dieser fiel jedoch leider aufgrund der geringen Teilnehmeranzahl von gerade einmal 8 Startnummern eher enttäuschend aus – Schade. Hier konnte dann auch der einzig wahre Luigi mit seiner gewohnt sympathischen und lustigen Moderation nicht das Ruder herumreißen. Die Siegerehrung, welche eine Stunde später stattfand, war somit auch eher uninteressant, da man sich aufgrund der mangelnden Teilnehmer bereits denken konnte wer gewonnen hat.
Wer mehr über die Hintergründe der deutschen Anime-Industrie erfahren wollte konnte außerdem an zahlreichen Panels teilnehmen, welche unter anderem von Peppermint-Anime, Figuya und deutschen Synchronsprechern geführt wurden. Auch gab es nach dem gelungenen Freitag-Abend weitere Konzerte unter anderem von AmaLee, der Naruto Rap Society sowie einem weiteren von DoraNeko und dem großen Abschlusskonzert mit Haruka.
Anime Messe Berlin 2016 – Höhen und Tiefen
Vorab sei gesagt, dass die Anime Messe Berlin durchaus keine schlechte Convention war. Als Debut-Veranstaltung ist es verständlich, dass es nicht direkt an die Größenordnung einer Connichi oder Dokomi herankommen kann. Rückblickend ärgert uns die bereits angesprochene Trennung der Workshops und die dadurch mangelnde Aufmerksamkeit. Dabei gehörte das dort gebotene mit zum besten der ganzen Veranstaltung: Kochkurse, Synchronkurse und sogar zwei Kurse für Figurensammler sind da nur einige Beispiele. Zum ausgiebigen Stöbern an den verschiedenen Ständen war es leider dann doch zu eng und das warme Wetter machte die Luft zunehmend stickiger. Hier sollte man technisch und organisatorisch auf jeden Fall dazu lernen und es nächstes Jahr besser machen. Auch die fehlende Garderobe sowie das teilweise sichtlich genervte und unfreundliche Security-Personal am Eingang waren ein No-Go.
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Positiv hervorheben muss man an dieser Stelle aber auf jeden Fall die überaus fairen Preise an den Essenständen, die u.a. auch Speisen der japanischen Küche boten. Von anderen Messen ist man durchaus überteuertes sowie schlechteres Essen gewohnt.
Als Fazit bleibt nur zu hoffen, dass es nächstes Jahr die Anime Messe Berlin 2017 geben wird – am liebsten mit einer noch besseren und größeren Location. Denn eigentlich hat die Messe für ihren Start schon sehr viel richtig gemacht und kann für die Zukunft einiges an Erfahrungswerten mitnehmen um die Schwächen auszumerzen. Die Animeszene in Berlin hat einige kleine und feine Treffen, eine feste Größe à la Animagic wäre jedoch erstrebens- und wünschenswert.
Kevin Kunze & Vanessa Pfennig
Bildquelle(n): AGM-Magazin