Game of Thrones – Folge 3 ist erschienen und mit ihr einige Wiedersehen mit fast vergessenen Charakteren. “Eidbrecher” ist eine eher durchwachsene Folge mit wenigen sehr guten Szenen und mehreren schwächeren.
Legen wir gleich los, aber Vorsicht: Ours are the spoilers!
Tower of Joy: Erwartungen erfüllt?
Schwerlich. Diese Staffel von Game of Thrones scheint sich vorzunehmen, einige große Geheimnisse zu lüften, die die Bücher schon seit 15 Jahren verschweigen. Das wussten wir bereits. Unter anderem wussten wir auch schon lange, dass wir einen Flashback am Turm der Freude erwarten durften. Die hohen Ansprüche, die Fans an diese Sequenz aber hatten, werden kaum erfüllt. Als aller erstes ist die Szene ein gigantischer Fake-Out, der zu beinahe nichts führt, da der interessante Part, der sich IM Turm abspielt, nicht gezeigt wurde. Stattdessen liegt der Fokus auf dem Kampf gegen Ser Arthur Dayne und einer weiteren Kings Guard (Vermutlich Ser Oswell Whent oder Ser Gerold Hightower). Dieser Showdown wirkt aber wie ein (zugegeben sehr gut) choreografierter Lichtschwert-Tanz aus den Star Wars Prequels. Einem einigermaßen realistischen Schwertkampf gleicht dies in keiner Weise. Des weiteren kämpft Ser Arthur Dayne nicht mit seinem legendären, leuchtenden Schwert “Dawn” und insgesamt scheint die Erinnerung an sich extrem unnütz für Bran zu sein. Die einzig interessante Stelle ist, als Bran merkt, dass sein Vater wohl seine Präsenz spüren kann/konnte. Dies öffnet einige Möglichkeiten, in welche Richtung sich die Geschichte von Game Of Thrones entwickeln wird, entschuldigt aber das zuvor Geschehene nicht wirklich.
Schlussendlich scheint der Turm der Freude nur eine Ausrede gewesen zu sein, um eine coole Action-Szene zu liefern. Oder ein (unnötiger) Teaser für etwas, das noch kommen wird.
Die Lannisters: Ein Versuch, relevant zu bleiben
Die Geschehnisse in King’s Landing gurken weiterhin vor sich hin. Jede Folge passiert ein klein wenig, aber vom Status Quo: “Cercei und Jaime räumen mit dem Zombie-Berg auf” haben wir uns noch nicht wirklich weiterbewegt. Jaime selbst jedoch scheint gigantische persönliche Rückschritte zu machen. Nachdem er sich in den letzten Staffeln gezwungenermaßen immer weiter von Cercei emanzipierte, scheint er ihr nun plötzlich wieder ihr braver Schoßhund zu sein. Es ist als hätte seine Reise in Dorne alle Entwicklungen überschrieben, die er auf seiner Reise mit Brienne machte. Dorne scheint ein Epizentrum negativer Energie zu sein. Tommen währenddessen versucht verzweifelt, Authorität zu zeigen, lässt sich aber schnell vom High Sparrow einlullen. Die größten Lichtblicke für King’s Landing in dieser Folge sind unser Wiedersehen mit Kevan Lannister und Olenna Tyrell. Man kann niemals genug Dianna Rigg haben.
“Ein Mädchen hat keinen Namen”
In Braavos überrascht uns Game Of Thrones aber plötzlich und präsentiert uns die besten Arya-Szenen seit langem. Nach der unglaublich langsamen fünften Staffel voller Besen und zu säubernder Leichen macht sie langsam Fortschritte und lässt sich ENDLICH auf ihr Training ein. Und siehe da, eine kurze, perfekt geschnittene Montage ihrer Ausbildung bringt sie weiter als die letzten anderthalb Staffeln es vermochten. Was man alles erreichen kann, wenn man auf seine Lehrer hört. Interessant ist die letzte Szene, die die Frage aufwirft ob Arya Stark tatsächlich nicht mehr existiert.
Der Prinz des Nordens ist zurück
Die größte Überraschung, die “Eidbrecher” für den Zuschauer in petto hatte, war die Rückkehr von Osha und Rickon. Zunächst durften wir aber einen neuen Charakter begrüßen, Jon Umber, dessen Disrespekt gegenüber den Boltons einen fast hoffen ließ, er wäre ein Loyalist der Starks. Diese Illusion wird leider zerstört durch sein Geschenk an Ramsay: Den offiziell letzten männlichen Erbe Robb Starks.
Herzzerreißend dabei auch die Demonstration des Kopfes von Shaggydog, Rickons Schattenwolfes. Während dieses Treffen sehr gut inszeniert ist, sorgt es vor Allem für eine weitere Komplikation in der politischen Lage des Nordens. Hoffen wir nur, Ramsay will Rickon nicht auch heiraten um seinen Titel zu festigen. Oder steckt mehr hinter Rickons plötzlichem Auftritt und nichts ist so wie es zu sein scheint?
“Und nun ist seine Wache zu Ende”
Olly hängt. Wie viele Fans haben sich wohl am Sonntag in den Armen gelegen, als Jon Snow die Verräter hängte, die sich gegen ihn aufgelehnt hatten? Wir werden es sicher bald in Youtube-Reaktionen bewundern dürfen. Während Alliser Thorne weiterhin an seinem durchaus rational vertretbaren Standpunkt festhält und sein Schicksal akzeptiert, entschieden die Showrunner in Ollys Fall, den Fans zu geben was sie wollten und beließen ihn als sturen, naiven Bengel, dem man nicht wirklich verzeihen kann. Alle Szenen am Wall sind fantastisch und so langsam wird sehr klar, dass der Fokus dieser Staffel eindeutig auf Jon liegen wird. Doch wer wird ihm zur Seite stehen? Rickon? Sansa? Auf Ser Davos, Melisandre und die Wildlinge scheint zumindest jetzt schon Verlass und die Nachwache ist bei Edd in guten Händen.
Game of Thrones: Eidbrecher – Der Rest
Moment, am Anfang hieß es noch, die Folge wäre durchwachsen, aber bis auf King’s Landing scheint doch alles knorke zu sein, oder nicht?
Nein, nicht ganz. Kommen wir zum großen Schwachpunkt dieser Folge: Filler!
Ok, streng genommen ist keine Szene WIRKLICH als Filler zu werten, aber alles was wir in Daenerys Szenen erfahren wissen wir schon, alles was wir aus Sams Szene lernen ist, dass er Gilly zu seiner Familie bringen will und in Mereen findet Varys sehr enttäuschend heraus, dass der große Verschwörer einfach “alle Meister von Slaver’s Bay” sind. Berauschender Twist.
Über ein Drittel der Folge beschäftigt sich mit Szenen, die weder Charaktere noch Handlungsstränge wirklich weiterentwickeln.
Wen wir dafür NICHT sehen sind Sansa und die Greyjoys, von denen man meinen sollte, sie haben wichtige Dinge zu tun. Aber wer weiß. Zumindest haben wir ebenfalls die zweite Folge in Folge ohne Dorne, und das ist immer ein Pluspunkt. (Und was treibt Littlefinger eigentlich?)
Fazit: Typisches Staffel-”Tief”
Es ist nicht wirklich etwas neues in der Welt von Game Of Thrones, dass die Folgen 3-6 eher eine Ruhe vor dem Sturm sind und nur mit gelegentlichen Höhepunkten herausrücken, um das Interesse des Durchschnittszuschauers zu halten. Und das ist ja auch gut so. Dennoch könnten Szenen wie Brans Visionen oder Sams Reise zur Zitadelle so viel mehr hergeben als sie tun. Dialoglastige Szenen sind ja kein Thema, wenn der Dialog nur die Story vorantreibt. Gerade Daenerys’ Handlung ist bisher ein reines Wiederkäuen von Informationen, die wir schon lange haben. Alles, was wir diese Folge lernten, erfuhren wir schon vor zwei Wochen. Insgesamt ein paar markante Höhepunkte mit einem Brei aus Mittelmäßigkeit drumrum.
RIP:
Shaggydog (?)
Ser Alliser Thorne
Ein paar Nachtwachen-Offiziere
Olly
Tyrions Smalltalk-Skills
Hoffnungen auf eine gute Repräsentation von Arthur Dayne
Danys Stolz. Mal wieder.