Um zwei Dinge kommt dieses Jahr niemand im Kino drumherum. Die omnipräsenten Superhelden und Spione. Das bedeutet reichlich Action. Deshalb ist es nur fair, wenn mal eine Variante für ein eher jugendliches Publikum dabei ist. Was ist, wenn jemand überhaupt keine Lust hat ein Leben lang auf den geheimen Einsatz fürs Vaterland gedrillt zu werden und einfach nur Spaß möchte? Wer gelernt hat mit Sprengstoffen und Feuerwaffen umzugehen, sollte einen Tag an der High School doch überstehen, oder?
Die Regierung kümmert sich immer gern liebevoll um Waisenkinder. Manche von ihnen landen dann in der Prescott Akademie für Mädchen. Da lernen die Knirpse das Alphabet von Arsenal bis Zyankali, bekommen Sachkundeunterricht im Bombenentschärfen und werden perfekte kleine Nahkampfmaschinen. Agent 83 findet dieses Leben allerdings ziemlich eintönig und träumt von der normalen Welt. Heimlich bunkert sie Teenie Magazine und sieht sich Filme wie „Clueless“ oder „Mean Girls“ an. Nicht nur zur Unterhaltung, sondern aus Studienzwecken. Dann bekommt sie die Gelegenheit nach einem Einsatz einfach nicht zur Basis zurückzukehren und ihren eigenen Tod vorzutäuschen. Mit ihren Fähigkeiten bastelt sie sich eine falsche Identität als Megan Walsh und schreibt sich in einem Schüleraustauschprogramm ein. So landet sie bei Familie Larson in der US Kleinstadt Newton. Die gleichaltrige Liz ist gar nicht begeistert, erst recht als sie merkt, wie weltfremd Megan in der Schule auftaucht. Und in Zeiten sozialer Netzwerke bleiben Teenager im Internet nicht lange unsichtbar.
„Secret Agency“ lässt sich am besten als eine was-wäre-wenn Story beschreiben. Man stelle sich Marvels Black Widow in jüngeren Jahren vor, die einfach mal aussteigt und ihre Überlebensinstinkte etwas unpassend in den Schulalltag einbringt. Dieses Gefühl wird dadurch unterstrichen, dass Samuel L. Jackson hier als Leiter der Prescott Akademie auftritt. Und die einzige Frage die bleibt ist, warum eigentlich nicht?
NICHT PERFEKT, ABER PERFEKTE UNTERHALTUNG
Regisseur von „Secret Agency“ ist Kyle Newman, der Genrefans mit seinem Road Trip „Fanboys“ begeistern konnte. Ihm fiel das Skript in die Hände und er hielt an der Idee fest, obwohl die Finanzierung des Films nicht einfach war. Daher musste das Budget vorsichtig ausgegeben werden, der Zeitplan blieb eng gesteckt und für den Feinschliff zur Perfektion reichte es nicht ganz. Dafür steht Newman voll hinter dem Projekt und konnte seinen Schauspielern diesen Spaß für ihre Rollen auch entlocken. Die Castliste ist neben Jackson nämlich insgesamt recht ansehnlich. Hailee Steinfeld, ihrerseits bereits oscarnomniert für „True Grit“, spielt Megan und zeigt, was ein Schulmaskottchen draufhaben kann. Sophie Turner aus „Game of Thrones“ ist als weitere Teen-Agentin dabei und darf hier endlich mal in die Action eingreifen. Und für den Part der Bösewichtin, die zu Beginn dingfest gemacht werden muss, wurde sogar Jessica Alba gewonnen. Mittendrin hockt Dove Cameron, die als „Liv und Maddie“ aus dem Disney Hause stammt und am ehesten in einem solchen Teenfilm vermutet werden würde.
Ein paar Abstriche müssen doch gemacht werden. Die Ausgangssituation ist super, die Präsentation der Prescott Agenten ein großer Spaß und netterweise gibt es keine übertriebenen tragischen Höhepunkte. Aber leider geht es nicht ganz ohne ein wenig Liebesdrama. Megan bereitet sich eigentlich mit ihren Filmen auf die High School vor und fällt dann doch auf das klassische Muster rein. Junge A ist sehr beliebt und sieht gut aus, also wird für ihn geschwärmt. Während Junge B ein toller Freund ist und die wahren Qualitäten als potenzieller Liebespartner nicht ausspielen kann. Hier wird die Gelegenheit verpasst das Genre ein wenig zu durchbrechen. Allerdings nimmt dieser Teil zum Glück nicht zu viel Zeit in Anspruch. Dafür darf Megan erleben, wie es wohl wäre eine Mutter zu haben, die auch mal ein wenig ärgerlich wird, aber immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Für das Finale gibt es zudem ein paar sehr schöne Kampfeinlagen und der Humor bleibt durchgehend unterhaltend ohne auf ausgelutschte Witze zu setzen.
Kathrin Rohmann
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