Endlich an der Oberschule! Jetzt wird sich alles ändern: Schluss mit dem Faulenzen, ab in einen Schulklub! Und wer im Kindergarten schonmal Kastagnetten gespielt hat, wird doch wohl im K-On! (Pop-Musik-Klub) super ankommen?!
Leichte Musik!
Yui ist aufgeregt. Sie hat endlich ihren ersten Tag an der Oberschule. Im Kindergarten hat sie gefaulenzt, in der Grundschule ebenso. Das wird jetzt ganz anders! Deswegen fasst sie den Entschluss, in einen der Schulklubs einzutreten. Aber in welchen? Am Schwarzen Brett sieht sie schließlich den Flyer des K-On! und erinnert sich daran, wie sie im Kindergarten gelobt wurde – sie hatte damals enthusiastisch die Kastagnetten gespielt. Ein Musikinstrument könne sie zwar nicht spielen, aber Pop-Musik sei ja „sehr einfache Musik“, erklärt sie ihrer verdutzten Sandkastenfreundin Nodoka, die auf die selbe Schule geht. Die erklärt Yui allerdings sofort, dass sie sich da gewaltig irrt und drängt sie dazu, direkt beim ersten Treffen des Klubs wieder auszutreten.
Doch als Yui sich mit wackeligen Knien anschickt, an der Klubtür zu klopfen, hinter der sich womöglich böse Death-Metaler verbergen, wird sie auch schon von drei gleichaltrigen Mädchen ins Zimmer gezerrt. Bei denen handelt es sich nämlich um die einzigen anderen Mitglieder. Und wie sie Yui erklären, muss ein Schulklub mindestens vier Mitglieder haben, sonst droht die Auflösung!
Obwohl sie eigentlich eine Gitarristin gesucht hatten, wird Yui’s musikalische Inkompetenz somit zur Nebensache.
Schließlich bewegen sie sie also – unter Einsatz von Kuchen und anderen Leckereien – nicht nur zum Bleiben, sondern können sie sogar dafür begeistern, Gitarre zu lernen.
Natürlich muss dafür nicht nur erstmal ein Instrument her, es muss auch ordentlich gepaukt werden – zum Beispiel für die Zwischenprüfungen der Schule!
Aber was tut man nicht alles, um irgendwann im Budokan, der riesigen Arena in Tokio, auftreten zu können…
Sechs Saiten, kaum Roter Faden
Wie man sich anhand der Handlung vielleicht schon denken kann, ist K-On! ein niedlicher und vergleichsweise ruhiger Anime. Es gibt zwar witzige Übertreibungen, insbesondere Yui bricht öfters mal klassisch süß wegen Kleinigkeiten in Tränen aus oder rollt faul über den Boden. Auch Mios zartes Gemüt wenn es um Geistergeschichten, Geziefer und sonstige “gruselige” Sachen angeht, wird witzig-überzogen dargestellt. Aber es gibt keine Superkräfte, keine abgefahrenen Duelle mit anderen Bands oder Bühnen, die unter der Wucht des musikalischen Talents der Band zerbersten. Es gibt abgesehen von dem genannten Ziel, eine große Band zu werden, auch keinen richtigen roten Faden. Stattdessen begleitet man die Band als Zuschauer bei den Proben, beim Faulenzen, beim Jobben und eben bei Auftritten. Darin liegt auch die Stärke des Animes; in dem Zusammenspiel der Charaktere. Da die Figuren gut geschrieben sind und miteinander harmonieren, wird hier das, was in anderen Animes “Filler-Episoden” genannt wird zum Hauptaugenmerk und trägt tatsächlich über die vollen 13 Episoden. Insgesamt würde ich K-On! fast schon grob in Richtung des Slice-of-Life Genres verorten.
„Gesamt“ausgabe
Leider komme ich bezüglich der Handlung nicht umhin, deutlich eine Augenbraue in Richtung Kazé zu erheben. Die K-On! „Gesamtausgabe” enthält nämlich nur die erste Staffel. Nicht nur, dass es noch eine mehr als doppelt so lange zweite Staffel und einen Film gibt. Nein, die Handlung wird in der ersten Staffel auch gar nicht abgeschlossen. Zwar sorgen die letzten zwei Episoden, bei denen es sich eigentlich um ein Winter-Special und eine OVA handelt, für eine gewisse Abrundung. Insgesamt lässt sich das aber bestenfalls, um mal kurz ins musikalische Jargon zu greifen, als Bridge bezeichnen. Es ist offensichtlich, dass danach noch etwas Großes folgen muss. Aber für die Marketingstrategien Kazés kann K-On! natürlich nichts.
Gibson? Korg? Fender? LH?! Liebe zum Detail en Galore!
Die Charaktere sind übrigens nicht nur gut geschrieben, auch ihr visueller Stil ist gut getroffen. Betont werden hier vor allem die großen Augen, die der Band ein besonders niedliches Aussehen verpassen und erstaunlich viel Emotion transportieren. Aber auch die Hintergründe sind sehr gelungen und weisen viele Details auf. Hier ist als i-Tüpfelchen noch zu erwähnen, dass es sich bei den Instrumenten um Produkte echter, bekannter Marken handelt. Yuis E-Gitarre beispielsweise ist eine Gibson Les Paul Standard im Sunburst Look.
Wirklich begeistert war ich allerdings vom Instrument der Bassistin Mio. Für Rechtshänder wird das nicht als große Sache erscheinen, aber es handelt sich um einen Fender Japan ’62 Reissue Jazz Bass LH, also einen Linkshänder-Bass. Als Linkshänder hat man bei Saiteninstrumenten noch immer keine große Auswahl zwischen Modellen. Deswegen wird Linkshändern beim Beginnen des Lernens auch des Öfteren geraten, “einfach” (!) mit der rechten Hand spielen zu lernen. Dass die Bassistin hier also mit der linken Hand spielt und obendrein die winzige Auswahl an LH-Modellen in einer Episode thematisiert wird, rechne ich dem Anime sehr hoch an. Selbst wenn man diese Problematik nicht nachvollziehen kann, muss man zugeben, dass das Liebe zum Detail in hohem Maße ist.
Lass‘ krachen!
Ein Anime in dem es um eine Band geht, muss natürlich auch mit seinem Sound überzeugen. Glücklicherweise enttäuscht K-On! auch hier nicht. Die Instrumente klingen nicht nur so wie man es generell erwartet, sondern auch je nach Räumlichkeit unterschiedlich bezüglich des Halls. Auch die Lieder sind überzeugend, was ebenfalls für den Gesang gilt. Etwas schade ist nur, dass es nicht viele sind. Andererseits ist es authentisch, denn Schulbands spielen bei Auftritten ja wirklich meist nur ein, zwei Stücke, wenn sie sie überhaupt selbst schreiben.
Die audiovisuellen Stärken des Animes werden übrigens sowohl im Opening als auch im Ending super zusammengeführt. Das Opening ist dabei sehr süß und “moe”, während das Ending deutlich düsterer und rockiger ist und wirklich aussieht, wie ein professionelles Musikvideo. Beide haben mir so gut gefallen, dass ich sie nie übersprungen habe.
Die japanische Synchro ist ausgezeichnet und wie (fast) immer auf der Disk enthalten. Die deutsche Synchro klingt im Vergleich zur japanischen Originalfassung traditionell weniger quietschig, etwas erwachsener. Mir persönlich gefällt Yuis deutsche Stimme allerdings nicht. Obwohl sie einen Tick tiefer ist als die japanische, wirkt sie schriller und hat mich auf Dauer leider genervt. Das Gleiche muss ich bedauerlicherweise in Bezug auf die deutsche Ritsu sagen. Richtig gut gefallen hat mir dafür Anita Hopt, die Mio im Deutschen in jeder Situation glaubhaft Leben einhaucht.
Zugabe?
Na dann, hier mein Encore in Form des Fazits: Die K-On! Gesamtausgabe ist super. Es hinkt zwar gewaltig beim „Gesamt“, aber das Zusammenspiel der Charaktere macht über die dreizehn Episoden großen Spaß. Es gab zahlreiche Szenen, in denen ich breit schmunzeln oder laut lachen musste. Wer wie ich die deutsche Synchro durchwachsen findet, kann problemlos auf die japanische wechseln. Da der Anime zudem auch audiovisuell durchweg überzeugt, kann ich ihn Jedem ans Herzen legen, der auch mal auf abgedrehte Kämpfe verzichten kann und einfach nur entspannt eine fröhlichen Schulband-Alltag verfolgen möchte.
Infobox:
- Titel: K-On!
- Episoden dieser Box: 14 (Staffel 1 + OVA)
- Episoden gesamter Anime: 39 (Staffeln 1&2) + 1 Film
- Laufzeit: 350 Minuten
- Publisher: Kazé
- Release des Animes: 2009 (Japan)
- Release dieser Box: 24.07.2017
- Medium: DVD, Blu-ray
- Bildformat: 16:9
- FSK: 0
- Genre: Musik, Moe, Slice of Life
- Sprachausgabe: Japanisch (Audio) Deutsch (Audio und Untertitel)
- Synchronsprecher: Anita Hopt, Jennifer Weiß, Julia Meynen, ua.
- Besonderheiten: Booklets
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Bildquellen/Copyright: ©kakifly, Houbunsha/Sakura High Band, Kazé, kyoto animation
Lars Baumgart